Archiv der Kategorie: Rhetorik von A bis Z

Außerhalb der Sache sprechen

Aristoteles über den Einsatz von Emotionen in der Rhetorik

von Thomas Schirren

Vortrag im Rahmen von

Emotionalität und Empathie in der antiken Literatur

Symposium vom 8. bis 10. Dezember 2016
am Fachbereich Altertumswissenschaften der Universität Salzburg
Donnerstag, 08.12.2016 bis Samstag 10.12.2016

Print Friendly, PDF & Email

Einführung in die Rhetorik im Seminar für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen

Prof. Dr. Joachim Knape hat im Wintersemester 2020/21 die Einführung in die Rhetorik am Seminar für Allgemeine Rhetorik als Video aufgenommen, da zu dieser Zeit eine Lehre in der traditionellen Form nicht möglich war. Rheton ermöglicht allen Lesern und Zuschauern des Portals nun den freien Zugang zu dieser Veranstaltung, die zu den besten ihrer Art gerechnet werden kann, und zwar auch deshalb, weil gezeigt werden soll, wie das rhetorische Setting eines solchen Formats sich anpassen muss. 

 

Vorlesung Nr. 1 Video und Material 

Vorlesung Nr. 2 Video und Material Handout 3

Vorlesung Nr. 3 Video und Material

 

Print Friendly, PDF & Email

Machtworte

von Thomas Schirren, Universität Salzburg

 

Der Melierdialog des Thukydides (Hist. 5,84–116), gesprächstheoretisch betrachtet

Im Werk des Thukydides sticht eine als exemplarisch zu verstehende Passage heraus, in der die militärisch überlegenen Athener über das Verhältnis von Macht und ethischen Normen mit dem belagerten Meliern sprechen. Dieser Diskurs kann als eine schonungslose Offenlegung machtpolitischen Kalküls gesehen werden. Der Vortrag stellt die Frage, mit welchem Ethos sich die beiden Parteien äußern. Wie rational oder irrational stellt sich ein rückhaltloses Machtkalkül im Gespräch dar?

2. Vorlesung 21.3.2023 im Rahmen von:

Kanonische Texte über Krieg und Frieden

Sommersemester 2023, Dienstag, 17:15 – 18:45 Uhr
Konzept & Organisation: Univ.-Prof. Dr. Christopher F. Laferl (FB Romanistik)
Paris-Lodron- Universität Salzburg

Print Friendly, PDF & Email

Voraussetzungen der rhetorischen Theoriebildung in Griechenland

Die Rhetorik gehört wie die Philosophie zu den besonderen Phänomenen der griechischen Kultur. Insbesondere die Ontologie des Eleatismus scheint eine entscheidende Wirkung auf die Sophistik gehabt zu haben. Als Lehrer der arete vermittelten sie die Rhetorik als eine Art Schlüsselkompetenz. Platon stellt diesen Anspruch in Frage, Aristoteles rückt die Rhetorik in eine systematische Bestimmung der antiken technai ein. Dessen Schüler Theophrast widmet sich monographisch der lexis und steht somit am Anfang der antiken Stilkritik, die insbesondere im Hellenismus fortgesetzt wurde und in Dionysios von Halikarnassos und Ps.-Longins Traktat Über das Erhabene eine folgenreiche Ausprägung erfuhr. Zu den Errungenschaften des Hellenismus gehört auch die von Hermagoras von Temnos ausgearbeitete Statuslehre, die in späterer Zeit vielfach kommentiert und bearbeitet wurde.

 

Thomas Schirren, Theoriegeschichte der Rhetorik und Stilistik, in: U. Fix u.a., Rhetorik und Stilistik. Ein internationales Handbuch historischer und systematischer Forschung –
(Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 31.1), Berlin / New York, 2008, 1–26.

Print Friendly, PDF & Email

Produktionsstadien der Rede

Es zeichnet die Rhetorik aus, dass sie eine Theorie entwickelt hat, wie das rhetorische Produkt, nämlich die Rede, herzustellen ist. Der Orator als Produzent und Performant der Rede wird in einen Prozess eingeordnet, in welchem er jeden einzelnen Arbeitsschritt auf das spätere Produkt hin, die zu performierende Rede, optimiert. Konzeptionell kann man unterschiedliche Schwerpunkte in der rhetorischen Theoriebildung und einer davon geprägten Praxis unterscheiden, indem je verschiedene Arbeitsschritte als zentral für das Produkt angesehen werden. Der Ausdruck officia oratoris erscheint erst spät (Sulpicius Victor, Fortunatianus im 4. Jh.), denn der Begriff des officium fand im rhetorischen System mehrfach Verwendung (–> Wirkungsmodi).

Übersicht zu dem Redeabsicht und Wirkungsmodi auf der Grundlage der antiken Autoren.

Thomas Schirren, Produktionsstadien der Rede (Inventio, Dispositio, Elocutio, Memoria, Actio), in: U. Fix, Rhetorik und Stilistik. Ein internationales Handbuch historischer und systematischer Forschung (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 31.1), Berlin / New York, 2008, 620–630.

Print Friendly, PDF & Email

Die klassischen Funktionsgattungen der Rede

Sowohl der theoretische als auch der praktische Anspruch der Rhetorik wendet sich der Frage zu, in welchen Situationen der Redner agiert. Diese Frage der Situativität muss auch in den Blick nehmen, was der Redner zu sprechen hat. Dieses „Was“ der Rede hat man schon sehr früh als Vollzugsform rhetorischen Handelns gedeutet. Bei solchen Einteilungen wird primär betrachtet, zu welchem Zweck und aus welchem Grunde der Redner auftritt. Aus diesen Umständen findet der Redner das Was und das Wie der Rede.

Übersicht zu den Redegenera auf der Grundlage der antiken Autoren.

Thomas Schirren, Funktionsgattungen der Rede (genera causarum), in: U. Fix, Rhetorik und Stilistik. Ein internationales Handbuch historischer und systematischer Forschung (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 31.1), Berlin / New York, 2008, 602–610.

Print Friendly, PDF & Email

Aufgaben des Redners: docere, delectare, movere

Um die Absicht seiner Rede, die Meinung der Zuhörer entsprechend zu verändern, in eigenem Sinn zu beeinflussen und eine gewünschte Erkenntnis hervorzurufen, erfolgreich zum Ziel zu führen, hat der Redner 3 Hauptaufgaben zu erfüllen. Hierbei stehen ihm drei Vorgehensweisen zur Verfügung (officia oratoris). Aufgaben des Redners: docere, delectare, movere weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Produktionsstadien

inventio

Das griechische Wort heuresis, lateinisch inventio oder deutsch Auffindung/Erfindung findet seinen Ursprung in der Antike und stand für das Finden von Stoffen in allen Teilen der Rede, als erstes der fünf Produktionsstadien der Rede. Heute wird der Begriff mit dem Eruieren evidenter Argumentationen gleichgesetzt. Diese Auffindung wahrer oder zumindest schlüssiger und wahrscheinlicher Beweisführungen bildet den ersten Teil der Aufgabenbereiche eines Redners. Es besteht eine enge Verbindung zum iudicium, da durch geeignete Suchformeln eine Vielzahl plausibler Argumente gefunden werden kann, aus der es gilt die inhaltlich signifikanten zu ermitteln. Ein System dieser Suchformeln, auch topoi oder loci genannt,  findet sich zum ersten Mal bei Aristoteles in seiner Topik und Rhetorik. Es wurde später von den Römern übernommen und weiterentwickelt. Eine weitere mögliche Strategie stellt die Statuslehre des Hermagoras von Temnos dar. Hier können durch die Imagination und Klassifikation gewisser Streitfälle vor Gericht denkbare Begründungen ausgemacht werden. Kombiniert man die beiden Methoden, so werden für jeden Staus mittels Loci die adäquaten Argumente gefunden.
Produktionsstadien weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Leitfragen zur Rhetorischen Textanalyse

Heike Mayer, Verena Ecker, Christiana Leitner, Georg Obermaier, Jessica Pachlatko, Philipp Pum und Julia Riedler

Inhaltsübersicht

    1. Vorbemerkung
    2. Analyse der rhetorischen Situation
    3. Aspekte der Themen- / Inhaltsanalyse
    4. Argumentationsanalyse
      1. Die Toposanalyse der klassischen Rhetorik
      2. Moderne Argumentationsanalyse: Analyse und Bewertung von Argumentationen nach Anne Thomson
      3. Moderne Argumentationsanalyse: Leitfragen nach Klaus Bayer
    5. Aspekte der Sprach- und Stilanalyse
      1. Politische Sprache / Propagandasprache
      2. Rhetorische Figuren
    6. Aspekte der Analyse der Gefühlslenkung
    7. Textbeispiel: Analyse der Rede von Barack Obama nach seiner Wahl zum amerikanischen Präsidenten am 5.11.2008 (von Julia Riedler)

Leitfragen zur Rhetorischen Textanalyse weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Rhetorische Systematik

Grundlagenartikel zur Rhetorik
von Th. Schirren, in:

Ulla Fix, A. Gardt: Handbuch zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 31.1 (De Gruyter: Berlin / New York 2008):

Schirren: Theoriegeschichte der Rhetorik und Stilistik 1–26
Schirren: Redeabsicht und Wirkungsmodi (docere, delectare, movere) 598–602
Schirren: Funktionalgattungen der Rede (genera causarum) (Genera causarum) 602–610
Schirren: Redesachverhaltsfeststellung (Statuslehre) 610–620
Schirren: Die Produktionsstadien der Rede (Inventio, Dispositio, Elocutio, Memoria, Actio) 620–630
Schirren: Rhetorik des Körpers (Actio) 669–679

Ulla Fix, A. Gardt: Handbuch zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 31.2 (De Gruyter: Berlin / New York 2009):

Schirren: Kriterien der Textgestaltung (Virtutes elocutionis: Latinitas, Perspicuitas, Ornatus, Aptum) 1417-1424
Schirren: Niveau der Textgestaltung (Dreistillehre/Genera dicendi) 1425–1444
Schirren: Topik im Rahmen der klassischen Rhetorik 1444–1459
Schirren: Figuren im Rahmen der klassischen Rhetorik 1459–1485
Schirren: Tropen im Rahmen der klassischen Rhetorik 1485–1498
Schirren: Textaufbau und Redeteilschema (Partes orationis) 1515–1528

Print Friendly, PDF & Email

Attizismus

Beim Attizismus handelt es sich in der antiken Rhetorik um eine konservative, dem Ideal der Schlichtheit zuneigende Stilrichtung. Er ist aus einer bewundernden Rückbesinnung (imitatio veterum) auf die Redner und Schriftsteller des 4. und 5. Jahrhunderts in Athen (z.B. Demosthenes, oder Thukydides) und ihren schlichten, klaren und bündigen Stil (genus humile) entstanden.

Attizismus weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Iudicium

Der griechische Begriff krísis, lateinisch iudicium stellt einen Grundbegriff der Rhetorik dar und wird, seit dem Aufklärer Immanuel Kant, in erster Linie mit dem deutschen Wort „Urteilskraft“ übersetzt. Darunter versteh man ein praktisches Einschätzungsvermögen hinsichtlich der angemessenen Auswahl und dem adäquaten Einsatz verschiedener Überzeugungsmittel. Ziel ist es, in einer konkreten Situation möglichst überzeugend zu agieren. Der Rhetor muss, um dies zu erreichen, auf die Empfänglichkeit beziehungsweise auf die bestimmte geistige Grunddisposition des jeweiligen Publikums Rücksicht nehmen. Das Erlernen allgemeiner Regeln ist aus diesem Grund nicht möglich, stattdessen die Fertigkeit nur durch wiederholtes Üben erlangt werden. Somit kann iudicium auch als „Aspekt der praktischen Klugheit“ gelten.[1] Ein Gedanke, der in diesem Zusammenhang vor allem im antiken Griechenland eine Rolle spielt, ist der des agon. Im rhetorischen Kontext bedeutet dies konkret, dass sich ein Redner gegen seinen Kontrahenten sprachlich durchsetzen kann. Der Wettbewerbsgedanke spielt demnach für das Einschätzungsvermögen eine bedeutende Rolle.[2]
Iudicium weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Natura

Natura, auf Griechisch φύσις; phýsis lässt sich als „natürliche Anlage“ ins Deutsche übersetzen. Durch sie erlangt ein Mensch die Fähigkeit das Reden zu gestalten. Des Weiteren ist die natura die individuell ausgeprägte Basis für das kunstvolle Reden, das durch die lehrbare Redekunst (docrina, ars) und Übung (exercitatio, usus) erworben wird.[1]
Natura weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Redegattungen (genera orationis)

Die Unterscheidung in Redegattungen ist durch Aristoteles festgelegt worden; sie findet sich allerdings bereits in älteren Überlegungen zur Rhetorik (z.B. bei Anaximenes von Lampsakos). Aristoteles hält in seiner Rhetorik[1] den Zuhörer für das entscheidende Kriterium für die Bestimmung der Redegattung: man kann eine Rede hören, um sie wegen eines gegenwärtigen Anlasses zu genießen (Lobrede) oder um eine Entscheidung zu fällen. Im letzteren Fall kann es sich um eine Versammlung (Volksversammlung, Parlament) handeln, die eine Entscheidung über eine zukünftige Regelung zu treffen hat, oder um ein Gericht, das über ein vergangenes Geschehen zu urteilen hat.[2]
Redegattungen (genera orationis) weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Redeteile

prooemium

Der Begriff des prooemium leitet sich vom alt-griechischen Wort prooimion ab und stellt ursprünglich den Beginn nicht dramatischer antiker Dichtung dar. In der antiken Rhetorik wird das prooemium als Einleitung einer Rede bezeichnet. Der sophistischen Schulrhetorik folgend, liegt das Ziel hierbei bei der Vorbereitung der Hörer im Darlegen eines Anliegens, dem Bitten um Aufmerksamkeit und, wenn möglich, auch dem Erhaschen von Sympathie in der Zuhörerschaft.
Redeteile weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Niveau der Textgestaltung

Demetrios

Im Gegensatz zu der in der Antike üblichen Dreistillehre kreierte ein gewisser, bis heute nicht identifizierter Demetrios im ersten Jahrhundert vor Christus ein System mit vier Charakteren: einem großartigen/erhabenen (charakter megaloprepes), einen schlichten/einfachen (charakter ischnos), einen eleganten/glatten (charakter glaphyros) und einen gewaltigen (charakter deinos).
Niveau der Textgestaltung weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Was ist eine rhetorische Figur – und was macht eine rhetorische Figur wichtig?

Die Figura bezeichnet ihrer lateinischen Wortherkunft nach ein ,plastisches Gebilde’. Entwickelt hat sich der rhetorische Fachterminus figura in enger Beziehung zum griechischen Schema (,äußere Gestalt’) – ein Begriff, der in der griechischen Antike bereits ganz verschiedene (sprachliche, mathematische, astronomische) Verwendungszusammenhänge aufzuweisen hatte. So kommt es, dass sich in der Bezeichnung ,rhetorische Figur’, die sich im Verlauf des letzten vorchristlichen Jahrhundert zu dem bis heute gängigen terminus technicus der Rhetorik etablierte,  Bedeutungsfacetten wie äußere Erscheinung, Form (forma), Licht (lumen) Ausschmückung (exornatio), Bewegung oder auch Verwandlung ineinander vermischt finden. Was ist eine rhetorische Figur – und was macht eine rhetorische Figur wichtig? weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Zwillingsformel

(auch: Paarformel, Wortpaar)

Kennzeichen der Zwillingsformel ist das gemeinsame Auftreten zweier oder mehrerer Worte, die meist durch „und“ verbunden sind („fix und fertig“). Dies muss aber nicht immer der Fall sein. Es gibt auch andere Formen, wie zum Beispiel „von Kopf bis Fuß“. Bindewörter, Präpositionen oder Vergleichsartikel können jedoch auch ganz entfallen, wie im Beispiel „jahrein, jahraus“. Zwillingsformeln können verstärkt werden, zum Beispiel mit einer Alliteration („klipp und klar“) oder durch einen Endreim („ohne Saft und Kraft“). Die Zwillingsformel steht somit häufig in Beziehung zu anderen Figuren wie der Antithese (Gegenüberstellung), der Klimax (Steigerung), der Repetitio (Wiederholung), der Alliteration (Wörter beginnen mit gleichen Buchstaben) und der Tautologie (Wiederholung eines sinnverwandten Wortes). Die Grenze zwischen den Zwillingsformeln und einfachen Phrasen ist etwas verschwommen. So müssen die Redewendungen „ein Fass ohne Boden“ oder „Auto um Auto“ nicht explizit als Zwillingsformel gelten, da sie den Anspruch von Gedankenfiguren nicht erfüllen. Sie wirken inhaltlich nicht abgerundet. Der Zwillingsformel ähnlich sind das Trikolon („verliebt, verlobt, verheiratet“) und die Vierlingsformel („frisch, fromm, fröhlich und frei“). Sie bestehen aus drei bzw. vier Elementen.
Zwillingsformel weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Trikolon

(griechisch: tríkolon; lateinisch: tricolum, teriugum; deutsch: Drillingsformel)

Wie der Name schon sagt (tri = drei), besteht das Trikolon aus drei Satzgliedern oder Sätzen. Es besteht aus einer Aufeinanderfolge zweier oder mehrerer Glieder (kolon = Glied). Im HWRh ist zu lesen, dass diese einzelnen Glieder aus mindestens zwei Wörtern bestehen müssen, da es sich sonst nur um eine „Häufung“ von Worten handeln würde. Andere Autoren bestätigen dieses „Gesetz“ allerdings nicht. Das Trikolon tritt meist in Verbindung mit anderen Wortfiguren der klanglichen Ähnlichkeit wie Alliteration (Wörter mit gleichem Anfangsbuchstaben) und Homoioteleuton (Wiederholung derselben Endsilbe) oder mit Wiederholungsfiguren wie Anapher (Wiederholung gleicher Wörter am Anfang eines Satzes), Klimax (Steigerung) und Polyptoton (Wiederholung eines Wortes bzw. Wortstammes mit Abwandlung) auf (vgl. HWRh, ersch. 2009).

Print Friendly, PDF & Email

Rhetorische Frage

(griechisch: erótesis, erótema; lateinisch: interrogatio)

Eine rhetorische Frage ist eine Frage, auf die keine Antwort erwartet wird, weil sie bereits die Antwort impliziert bzw. wird diese als bekannt angenommen. Die Antwort bildet sich im Kopf des Adressaten. Als antike Meister der rhetorischen Fragen gelten Demosthenes und Cicero. Quintilian zählt sie später zu den Gedankenfiguren. Dem HWRh zufolge zählen sie zu den Wortfiguren. Die Zuordnung kann nicht genau bestimmt werden, da die rhetorische Frage Elemente sowohl der Gedanken-, als auch der Wortfiguren besitzt. Kolmer/Rob-Santer ordnen sie den Satzfiguren zu, da sie zu den Bereichen Kontaktaufnahme, Rede und Gespräch gehöre (vgl. Kolmer/Rob-Santer, 55). „Die mittelalterliche Poetik rechnet die rhetorische Frage als Wortfigur zu den Mitteln des „einfachen Schmucks“ (HWRh, Bd. 3, Sp. 453).

Print Friendly, PDF & Email

Periphrase

(periphrasis, gr. periphrasis, dt. Umschreibung, engl. periphrasis, fzr. periphrase, ital. perifrasi)

Der Begriff Periphrase wird aus zwei griechischen Wörtern zusammengesetzt: perî = ringsum, um…herum und phrazo = deutlich machen, zeigen. Eine lateinische Bezeichnung für die Periphrase ist circumscriptio. Zudem gibt es einige Sonderformen, wie die Antonomasie, die Metonymie, das Adynation und die Circumlocutio.
Periphrase weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Metapher

(griech. meta = anderswohin, pherein = tragen; lat. metaphora, translatio; dt. Übertragung)

Grob gesehen zieht man bei der Metapher ein Wort heran, das logisch gesehen im Satz keinen Sinn ergibt, aber den Inhalt der Aussage verdeutlicht. Die Metapher hat den Zweck, mit wenigen Mitteln etwas zu erklären und zu veranschaulichen. In Metzlers Literaturlexikon gibt es eine treffende Definition: „Das eigentlich gemeinte Wort wird erst  durch ein anderes, das eine sachliche oder gedankliche Ähnlichkeit oder dieselbe Bildstruktur aufweist,  klar“ (Metzler S.494). Darüber hinaus ist der Metapher ein großes kreatives Potenzial zuzuschreiben. Durch die Projektion einer Bedeutung auf eine andere schafft sie nämlich etwas Neues, und wirkt deshalb so faszinierend. Ein Beispiel aus der deutschen Literatur:
Metapher weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Klimax

(dt. Steigerung; griech. klímax, klimatokón schéma, epiploké, epoikodómesis; lat. gradatio, gradatus, catena, ascensus)

Dem Terminus ‚Klimax’ entspricht, wörtlich übersetzt, der Begriff ‚Leiter’ oder ‚Treppe’, zurückzuführen auf das griechische Verb ‚lehnen’. Auch die Bezeichnung ‚Kette’ findet man (vgl. HWRh. S. 1106).
Um die rhetorische Figur ‚Klimax’ möglichst präzise zu definieren, ist es vorerst notwendig diese in der ‚klassisch-antiken’ und den ‚modernen’ Klimax zu trennen. Die ‚klassische’ Klimax setzt sich aus zwei Besonderheiten zusammen:

Klimax weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Ironie

(dt.Verstellung; griech. eironia; lat. ironia, dissimulatio)

Übereinstimmende Meinungen in der Fachliteratur bezeichnen die Ironie als Form der Rede, die das Gesagte der eigentlich vermittelten Aussage konträr gegenüberstellt. Das Gegenteil des Gemeinten wird gesagt. In der Interaktion wird dem Gesprächspartner oft durch übertriebene Gestik, Mimik oder Gebärden die intendierte Botschaft non-verbal vermittelt, sodass dieser die verschlüsselte Nachricht richtig dekodieren kann. Am ehesten kann man die Ironie als subtilen Spott umschreiben, die teilweise eine kritische Haltung zu einer Situation, einem Verhalten oder einem Thema ausdrückt. Die Ironie als rhetorische Figur in einer Gesprächssituation ist kontextabhängig. Eine gelungene ironische Bemerkung hängt auch oft von dem Gesprächspartner und von der Intimität der Partner ab. Beispiel:

Ironie weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Inversion

(griechisch: anastrophé, lateinisch: inversio, perversio, reversio, inlusio)

Bei der Inversion handelt es sich um eine Umstellung von Wort- oder Satzfolgen, genauer gesagt, eine „Umstellung der üblichen, regelmäßigen Wortfolge“ (vgl. Sachwörterbuch der Literatur, S. 418). Die Inversion ist eine Wortfigur und wird auch als Umstellung oder Versetzung bezeichnet.
Inversion weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Geminatio

(dt. Verdoppelung; griech. epízeuxis;lat. epizeuxis, conduplicatio)

Die Geminatio ist als Wiederholung einer Sinneinheit (eines Wortes, einer Wortgruppe) innerhalb einer Periode in unmittelbarem Aufeinanderfolgen definierbar. Sie dient der Intensivierung und Hervorhebung. Als Schema dient hier: x (,) x.

Als Beispiel ein Schlachtruf von Fußballfans: „Olé, Olé, Olé!“ oder „Immer wieder, immer wieder, Österreich!“

Geminatio weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Exclamatio

(griech. ekphônesis, dt. Ausruf/ Aufschrei, engl. exclamation)

Der Begriff selbst setzt sich aus den lateinischen Wörtern ex (aus) und clamare (schreien, laut rufen) zusammen. Die Exclamatio ist eine rhetorische Figur bei der ein affektgeladener Ausruf / Aufschrei den Zuhörer emotional berühren und so in seinem Urteil beeinflussen will. Im HWRh wird die Exclamatio als ein Stilmittel beschrieben welches die Bezeichnung irgendeines Schmerzes oder irgendeiner Empörung bewirkt und zwar durch das Anreden eines Menschen, einer Stadt, eines Ortes oder irgendeiner Sache. (vgl. HWRh. Sp. 48)

Print Friendly, PDF & Email

Ellipse

(griechisch: élleipsis, lateinisch: detractio, defectio, defectus)

Diese Figur der Kürze (brevitas) zeichnet sich dadurch aus, dass bestimmte Teile des Gesagten bzw. Geschriebenen ausgelassen werden können. Ein Beispiel aus dem Alltagsbereich ist die oft gestellte Frage nach dem Alter – als Antwort gibt man zum Beispiel einfach „39“ an statt vollständig aber umständlich im ganzen Satz zu antworten: „Ich bin 39 Jahre alt.“

Print Friendly, PDF & Email

Antithese

(griechisch: antítheton; lateinisch: contrapositum, contrarium; deutsch: Gegenüberstellung)

Einer allgemeinen Definition zufolge ist die Antithese eine „der These gegenübergestellte Behauptung, Gegenbehauptung, Entgegenstellung“ (Wahrig, 184). Daneben bezeichnet die Antithese eine rhetorische Figur. In dieser speziellen rhetorischen Bedeutung kann man sie als Gegenüberstellung gegensätzlicher Begriffe, Gedanken und Gegenbehauptungen definieren. Antithese weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Anticipatio

(antizipation, dt. Vorwegnahme, engl. anticipation, ital. anticipazione, frz. anticipatio)

Diese rhetorische Figur bedeutet soviel wie, „vorher erfassen“ und setzt sich aus zwei lateinischen Begriffen zusammen: ânte = vorher, früher und câpêre= erfassen, ergreifen, nehmen. Richtigerweise müsste es eigentlich antecipatio heißen, üblichweise wird jedoch von anticipatio oder Antizipation gesprochen.

Anticipatio weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Anapher und Epipher

Anapher

(griech.: anaphorá, lat.: conduplicatio, iteratio (Einzelwort) repetitio (Wortgruppe),   Synonyme: Epanaphora, Prälation, dt.: Rückbeziehung, Wiederaufnahme)

Bei der Anapher handelt es sich um eine  Figur auf Wortebene: dasselbe Wort bzw. dieselbe Wortgruppe am Anfang aufeinander folgender Sätze, Satzteile, Verse oder Strophen wird wiederholt.

Print Friendly, PDF & Email

Ambiguität

(griechisch: amphibolié, lateinisch: amphibolia)

Ambiguität bedeutet Mehrdeutigkeit, das heißt, ein Wort, eine Wortgruppe bzw. ein Satz kann mehrere Deutungsmomente beinhalten. Eine weitere Bezeichnung dafür ist Amphibolie; diese gilt zwar als veraltet, wird jedoch noch häufig verwendet. Deutsche Entsprechungsbegriffe sind Doppelsinn oder Zweideutigkeit. Die Ambiguität ist als Gedankenfigur zu klassifizieren.

Ambiguität weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Alliteration

(englisch: alliteration, französisch allitération, italienisch: alliterazione)

Wichtigstes Indiz für die Alliteration ist der Gleichklang der Anlaute von mindestens zwei aufeinanderfolgenden Wörtern. Der Gleichklang kann auch am Ende des Wortes auftreten. In der Dichtung ist diese Figur besonders beliebt, hebt sie ja durch den Gleichklang die gesprochenen bzw. die geschriebenen Stellen merklich hervor und verleiht ihnen dadurch eine bessere Eingängigkeit und poetischen Schmuck, sprich, es geht hier um eine besondere Art der Akzentsetzung. Und dies geschieht auch ganz bewusst (Die Frage, ob Stilfehler – oder Stilmittel ist nicht gegeben).

Print Friendly, PDF & Email

Metapher

Metaphern, oder sprachliche Bilder, sind die Gewürze in der Küche des Rhetorikers. Mit dieser Metapher aus dem in RhetOn 1/2006 rezensierten Buch “Rede-Diät” von Lackner & Triebe ist schon viel über Metaphern gesagt. Indem lebhafte Assoziationen wach gerufen werden, wird Interesse geweckt und das Gesagte prägt sich gut beim Publikum ein. Die rechte Hirnhälfte wird aktiviert. Im günstigen Fall – so das aptum von der Rednerin oder vom Texter richtig gewählt worden ist – knüpft ein sprachliches Bild an die Erlebniswelt des Publikums an und schafft sogar so etwas wie eine Identifikationsmöglichkeit. Wie in der Küche auch besteht jedoch das Risiko, am Geschmack des Zielpublikums vorbei zu schreiben. Dann ist nicht nur die Wirkung verschenkt, sondern es kann sogar zu Langeweile, Ablehnung oder unfreiwilliger Komik kommen.

Metapher weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Enumeratio

Dabei handelt es sich um eine “Aufzählung”, eine “Aneinanderreihung von Einzelelementen” in einem Text (Studienbuch Rhetorik, S. 100). Der Adressat soll die aufgeführten Einzeldaten bzw. -informationen “zu einem passend erscheinenden” Bild zusammenführen und sich mit dem “Gedankengang des Autors auseinandersetzen” (ebd.). Der Zweck dieses Stilmittels ist “höhere Anschaulichkeit” (ebd.).
Enumeratio weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email

Anapher

Der Satzanfang besitzt – ebenso wie dessen Ende – eine inhaltlich ausgezeichnete Stellung. Ihm wird durch die vorangehende Pause die besondere Aufmerksamkeit der Rezipienten zuteil. Deshalb verdient der Satzbeginn auch bei der rhetorischen Gestaltung von Text oder Rede besondere Sorgfalt. Verstärkt werden kann diese akzentuierende Wirkung, wenn der Anfang auf einander folgender Sätze wiederholt wird. Die rhetorische Figurenlehre verwendet für dieses Stilmittel den Begriff “Anapher”.

Anapher weiterlesen

Print Friendly, PDF & Email