Archiv der Kategorie: Beiträge

In diesem Bereich finden Sie Beiträge nach ihrem Erscheinungsdatum sortiert, welche sich mit allgemeinen und speziellen Fragen zur Rhetorik im praktischen und theoretischen Rahmen auseinandersetzen.

Lichtbild oder Kreide: Performanz des Denkens im wissenschaftlichen Vortrag

Nadia J. Koch

Lichtbild oder Kreide: Performanz des Denkens im wissenschaftlichen Vortrag

 

Vorgetragen am 2. Juni 2017 bei den Salzburg-Tübinger Rhetorikgesprächen an der Universität Tübingen, die dem Thema ›Reden schreiben, Reden halten‹ gewidmet waren.

Innerhalb der Sektion ›Rede in der Wissenschaft‹ möchte ich mich

  1. mit der Frage beschäftigen, wie eine der häufigsten Handlungen von uns Wissenschaftlern, nämlich das Halten von Vorträgen, im rhetorischen System zu verorten ist;
  2. werde ich die merkwürdige Ausgangslage skizzieren, dass die florierende wissenschaftliche Ratgeberliteratur uns zwar beim Schreiben von Haus- und Qualifikationsarbeiten zur Seite steht, aber schweigt, wenn es darum geht, rhetorische Standards in diesem Feld zu etablieren. Schließlich wird
  3. im letzten Teil das rhetorische Ereignis der Präsentation im Mittelpunkt stehen, sei es mit Powerpoint, Prezi oder vergleichbaren Programmen. Denn seit dem kritischen Beitrag von Joachim Knape auf der DFG-Tagung Powerpoint-Präsentationen – Neue Formen der gesellschaftlichen Kommunikation von Wissen,[1] sehen sich manche Präsentationsexperten in der Offensive; in einer typischen Paragonediskussion versuchen sie den Rhetorikern nun in Blogs und Buchratgebern die Überlegenheit ihrer Kunst zu demonstrieren.

1. Das Wissen als Wirtschaftswert

In seiner Werkserie ›Wirtschaftswerte‹ aus den 1970er- und 80er Jahren führte Joseph Beuys vor Augen, was der Mensch zum Leben benötigt. Im Ensemble von Streichhölzern, Salz, Zwieback, Schneidbrett – Grundgütern, die in den Sälen verschiedener europäischer Museen ausgestellt wurden – fand sich auch eine Schiefertafel mit der Kreideaufschrift »Joseph Beuys/ 1 Wirtschaftswert«.[2] Mittlerweile ist sie als eigenständiges Kunstwerk versteigert worden.[3] Künstlerbiographisch könnte man die Tafel als Zeugnis von Beuys‘ Gewohnheit verstehen, sich bei Vorträgen Notizen zu machen, was auch seine Weggefährten bestätigt haben.[4] Bildrhetorisch betrachtet geht es im Ensemble mit den Überlebensgütern freilich um ein grundsätzliches Statement, um die Tafel als Medium zum Speichern und Verbreiten von Wissen. Sie ist die Memoria, ohne die die existentiellen Tätigkeiten wie Feuermachen, Essen und Trinken im rein Biologischen verharren. Denn ohne Einbindung in das gemeinschaftlich bewahrte und immer wieder wachzurufende Wissen entbehren die Überlebenshandlungen jeglichen Sinnes. Zugleich ist die Tafel eine Aufforderung zum Dialog: »Wer nicht denken will fliegt raus« – notierte Joseph Beuys, als er einem Documenta-Vortrag zuhörte.[5] Nur, wenn das auf der Tafel Gezeigte auch fortgedacht wird, bleibt es in der Welt und hält sie am Leben.

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“Lehrerinnen Sprechen und wirken”

Gabriele Danninger

Wie LehrerInnen sprechen und wirken − Systemische Rhetorik als Inszenierung von Unterricht

 

LehrerInnen gestalten wirkungsvolle Kommunikationsschauplätze im Unterricht um effektive Lehr- und Lernprozesse anzuregen. Die rhetorische Praxis wird gezielt angelegt und in Erklärung, Erarbeitung und Anleitung umgesetzt. Mit rhetorischen Mitteln wird das Klassenzimmer zur Bühne und in der Inszenierung der eigenen Person rufen die Akteurinnen und Akteure im interaktiven Raum eine konkrete Wirkung hervor. Dabei ist das Vorgehen ziel- und auftragsorientiert ausgerichtet. Unterrichtsprinzipien werden eingehalten und Kompetenzorientierung wird angestrebt, um die vorgegebenen Unterrichtsziele der Curricula miteinander zu erreichen. Die Haltung der Lehrenden gegenüber SchülerInnen bestimmt das rhetorische bzw. kommunikative Verhalten und die systemische Sichtweise im Unterricht erweitert den Fokus auf Zusammenhänge und Wechselwirkungen. In dieser Betrachtung soll vor allem die systemische Rhetorik fokussiert und insbesondere die »systemische Haltung«, eine spezielle Inszenierung in der Interaktion, diskutiert werden. “Lehrerinnen Sprechen und wirken” weiterlesen

Der rhetorische Körper

Nicole Haitzinger

Der rhetorische Körper: Zur Inszenierung von tragischen Figuren in den szenischen Künsten im frühen 18. Jahrhundert*

 

In der Modellierung von tragischen Figuren im 18. Jahrhundert manifestiert sich die Trias Maschi­nenglaube, Antikensehnsucht und Seelenformung unmittelbar körperlich. Im Theater und im Tanz wird die Kunstfigur Mensch in dreifacher Weise perspektiviert und konstruiert: als Maschine, als Skulptur wie als Sinneskörper.[1] Gleichzeitig bilden diese drei Aspekte eine vorgestellte Einheit in der Modellierung des Kunstkörpers im 18. Jahrhundert. Es geht in einem übergeordneten Sinn um einen großangelegten Versuch der Herstellung von Illusion über Körperlichkeit. In der Konzeption von tragischen Posen zeigt sich die Vorstellung eines skulpturalen Maschinenkörpers, während zugleich in der von tragischen Gesten das geformte Seelische durchscheint. Der Körper als rhetorische Figur (eloquentia corporis) durchdringt den Kunstdiskurs, doch konkrete Techniken zur Pathosdarstellung im 18. Jahrhundert gelten heute als verschüttetes Wissen. Ein Grund dafür ist vielleicht das spezifische Verhältnis von Künstlichkeit und Natürlichkeit, das sich im 18. Jahrhundert herausbilden wird:

Once the techniques were literally incorporated due to all the fashioning and cultivating, they could look ›natural‹ and ›inbred‹. It all centered on ›grace‹ or, to be more precise and follow Castiglione, on sprezzatura, a kind of effortlessness in which no exertion or intentionality was ever to shine through.[2]

Der Diskurs über die »Natürlich­keit« der Pose oder vielleicht besser noch über ihr natürliches Erscheinungsbild auf der Bühne und ihre starke Poetisierung und Metaphorisierung ist so dominant, dass Fragen zur Technik, zur Aus- und Aufführung in den Schriften vernachlässigt werden. Der rhetorische Körper weiterlesen

Gedanken zur Performance SaTüR 2016

Anne Pretzsch

Gedanken zur Performance SaTüR 2016

 

»Auch wenn er mit Autorität sagt, was ist, auch wenn er sich also damit begnügt, das Sein auszusprechen, bewirkt der auctor eine Veränderung im Sein: Dadurch, dass er die Dinge mit Autorität ausspricht, öffentlich und offiziell, entreißt er sie der Willkür, schreibt sie fest, heiligt, bestätigt sie, lässt sie existieren als etwas, das zu existieren wert, der Natur der Dinge gemäß, ›natürlich‹ ist.« [1]

Die Gliederung einer sozialen Welt durchzusetzen, eine Wahrheit zu sagen, die Gesetzeskraft hat, ist die Folge einer Macht, die auf Anerkennung gründet. Sie verleiht dem Gesagten, in ihren Grenzen Bedeutung. Diesem Gesagten wende ich mich in meiner künstlerischen Arbeit zu. Eine Wahrheit mit Gesetzeskraft oder Wirksamkeit evoziert Anerkennung und diese bedeutet Macht. Aufgrund dieser gibt es den Freiraum, mehr anerkannte Wahrheiten verlauten zu lassen und gleichsam sicher gehen zu können, dass sie gehört werden. Gedanken zur Performance SaTüR 2016 weiterlesen

Inwendig – Auswendig: Aspekte der schauspielerischen Geste

Lisa Stumpfögger

Inwendig – Auswendig

Aspekte der schauspielerischen Geste

 

Zusammenfassung

Auf der Bühne des Theaters ist die Geste das ›connecting link‹ zwischen der äußeren, sichtbaren Bühnenhandlung und der komplexen  inneren Handlung. Richard Wagner bezeichnet die »dramatische Aktion« der Sänger als eine »idealische Form des Tanzes«.[1]

Dieses Diktum gilt für jede Schauspielkunst, denn die Sprache des Körpers vereint zwei Aspekte. Die Gesten der Schauspieler sind nicht nur Bild, sprechend, meinend, bedeutend, repräsentativ, sondern zugleich reine Bewegung, Präsenz, bedeutungsbefreites Spiel und in dieser Hinsicht Tanz. Ausgehend von Heinrich von Kleists Erzählung »Über das Marionettentheater« [2] wird gezeigt, wie der Schauspieler oder der Sänger als Tänzer sein Wissen und Bild vom Körper in das sichtbare und lesbare Bild seiner Gesten übersetzt. Inwendig – Auswendig: Aspekte der schauspielerischen Geste weiterlesen

Der maieutische Dialog als rhetorische Inszenierung

Walther Kindt

Der maieutische Dialog als rhetorische Inszenierung. Eine Analyse im Rahmen der Linguistischen Rhetorik

 

1. Zielsetzung und Kontext

Im vorliegenden Beitrag werden Ergebnisse der linguistischen und logischen Untersuchungs eines rhetorisch sehr interessanten maieutischen Teildialogs aus Platons fiktivem Gespräch  ›Menon‹ [1] (im Weiteren zitiert als ME) dargestellt. Auf diesen Teildialog (ME 39ff.) stieß ich, als ich im letzten Jahr beim Schreiben eines Handbuchartikels über Gesprächsrhetorik [2] beschloss, zumindest einen der berühmten sokratischen Dialoge auf seine spezifischen Strategen hin zu analysieren. Für diesen Zweck schien mir der Teildialog aufgrund der Beschreibung von Eckstein besonders geeignet zu sein.[3] Im ›Menon‹ diskutiert Sokrates mit einem jungen thessalischen Adligen namens Menon darüber, was man unter dem Begriff »Tugend« zu verstehen hat und ob Tugend lehrbar ist. In diesem Zusammenhang wendet Menon gegen den stets sein (angebliches) Nichtwissen betonenden Sokrates ein: »Und auf welche Weise wirst du […] die Untersuchung anstellen über einen Gegenstand, von dem du überhaupt nicht weißt, wer er ist.«(ME 33f.). Sokrates ordnet diesen Einwand als eine von den Eristikern aufgestellte Behauptung ein: »[…] dass es dem Menschen nicht möglich ist zu forschen […] nach dem, was er nicht weiß«(ME 35). Auf Rückfrage von Menon hin, weist Sokrates diese Behauptung als falsch zurück und beruft sich dabei auf die von bestimmten Priestern/innen und Dichtern vertretene sog. Anamneselehre, die in seiner Formulierung besagt:

ME 37: Da also die Seele unsterblich und oft wiederentstanden ist und […] alle Dinge Dinge geschaut hat, gibt es nichts, was ihr unbekannt wäre. Mithin ist es kein Wunder, wenn sie imstande ist, hinsichtlich der Tugend sowie anderer Dinge sich wiederzuerinnern an das, was sie ehedem ja doch wusste. […] so hindert nichts, dass man […] auch alles andere wieder auffindet, wenn man nur den Mut nicht verliert und die Mühe des Forschens nicht scheut. Denn das Suchen und Lernen ist eben durchweg Wiedererinnerung. Der maieutische Dialog als rhetorische Inszenierung weiterlesen

Inszenierung als theoretisches Problem

Joachim Knape

›Inszenierung‹ als rhetoriktheoretisches Problem

 

Im folgenden Beitrag geht es um die Frage, inwieweit der Begriff ›Inszenierung‹ einen Platz im Theoriegebäude der Rhetorik einnehmen kann. Um diese Frage zu klären und auch die Frage nach dem systematischen Status eines theoretisch in der Rhetoriktheorie zu integrierenden Fachbegriffs ›Inszenierung‹, gehe ich im Folgenden in drei Schritten vor. Ich wende mich zunächst den Verwendungsgeschichten des Wortes ›Inszenierung‹ zu, um zu sehen, welche explikatorische Leistung man dabei erkennen kann bzw. um was es beim Inszenieren überhaupt geht. Dann wollen wir sehen, was die klassische Rhetoriktheorie für Anschlussstellen bietet. Und abschließend diskutiere ich die Frage, ob und wie wir den Inszenierungsansatz heute in der modernen Rhetoriktheorie unterbringen können. Ausgangspunkt ist dabei, dass wir es mit einer Kategorie zu tun haben, welche die klassische Rhetorik nicht vorsah und die wir für die moderne Rhetorik neu austheoretisieren müssen. Das soll im Folgenden geschehen. Dabei wird der Begriff Inszenierung anders und grundsätzlicher konzipiert, nämlich als Zweitheit im rhetorischen Produktions- und Performanzprozess. Inszenierung als theoretisches Problem weiterlesen

Rhetorik im Widerstand

Tomma Galonska

Rhetorik im Widerstand –
Oder: Freimütiges Nachdenken über das Inszenieren von Sprache in Kriegsstücken

 

Was Sie hier lesen, ist die Verschriftlichung einer Lecture Performance, die bei den Salzburg-Tübinger Rhetorikgesprächen 2016 gezeigt wurde. Hinterfragt wird die Darstellung von Gewalt im Theater. In der Live-Situation wurden dazu drei Experimente durchgeführt. Diese Anwendungsbeispiele sind hier als eine Kombination aus Arbeitsbuch und Szenenbeschreibung wiedergegeben, so dass der Leser und die Leserin sich in etwa ein Bild von dem Bühnengeschehen machen können. Rhetorik im Widerstand weiterlesen

Von der Absenz des genus deliberativum im Parlament

 Karlheinz Töchterle

Von der Absenz des genus deliberativum im Parlament

 

In der Theorie gilt von der Antike bis heute die politische Rede, speziell innerhalb nicht autoritärer Verfassungen, als der genuine Ort argumentativer Auseinandersetzung. Für die Antike mag vorerst der schlichte etymologische Beleg genügen, dass die Lateiner das griechische génos politikón (γένος πολιτικόν) mit genus deliberativum übersetzten, weil man hier eben Argumente gegeneinander abzuwägen (lat. deliberare) pflegt. Für die Moderne verweise ich auf das Standardwerk von Fairclough/Fairclough 2012, wo diese Redegattung innerhalb der politischen Auseinandersetzung ebenfalls als „geradezu prototypisches … Genre“ [1] angesehen wird.

Die politische Praxis, wie ich sie in meinen Funktionen als österreichischer Bundesminister für Wissenschaft und Forschung (von April 2011 bis Dezember 2013) sowie als Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat im Anschluss daran erlebte und erlebe, zeigt ein völlig anderes Bild. Das deliberative Genus spielt darin, wenn überhaupt, nur in einer völlig erstarrten und  sinnentleerten Form eine Rolle. Desillusionierte mögen das immer schon gewusst haben, für mich ist diese Erkenntnis in ihrer Drastik neu und schmerzlich. Deswegen habe ich die Einladung, meine diesbezüglichen Erfahrungen vor dem Hintergrund meiner Kenntnisse zur antiken rhetorischen Theorie und Praxis einem Fachpublikum vorzutragen, gerne angenommen und bedanke mich bei meinen Tübinger Kollegen ganz herzlich, dass ich das an ihrem so renommierten Institut und vor einem so hochrangigen Publikum wie dem der International Society for the History of Rhetoric tun darf. Von der Absenz des genus deliberativum im Parlament weiterlesen

Wissenschaft als soziales Phänomen

 

Julia Siebert

Wissenschaft als soziales Phänomen

– eine rhetorische Analyse

 

Abstract

Die traditionelle Auffassung einer rein rationalen Wissenschaft offenbart immer wieder große Defizite und gerät schnell in Erklärungsnot, wenn zum Beispiel ein Nobelpreis für etwas vergeben wird, das über Jahre hinweg als irrationaler Unsinn abgetan wurde. Quasikristalle? Es gibt sie also doch.

Ereignisse wie diese stärken im Gegenzug der von Thomas S. Kuhn vertretenen wissenschaftstheoretischen Position den Rücken. Dieser betrachtet die Erkenntnisse und Entwicklungen in der Wissenschaft als ein Produkt der Gruppenstrukturen innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und präsentiert damit eine Theorie, die der Tatsache Rechnung trägt, dass jede Art von Wissenschaft immer von Menschen betrieben wird. Menschen, die nicht wie Maschinen funktionieren, sondern an vielschichtige psychische Faktoren gebunden sind. Statt logischer Beweise und rationaler Argumente stehen hier Dynamiken innerhalb der Gruppe, persönliches Interesse und strategisch taktierende Wissenschaftler mit festen Überzeugungen im Mittelpunkt. Kuhn entwirft ein sozial fundiertes Bild der Wissenschaftsentwicklung, das eine erstaunliche Nähe zur Rhetorik und ihren Prinzipien offenbart. Tatsächlich scheint die Rhetorik seine Theorie nicht nur zu untermauern und zu bestätigen, sondern sogar ein wissenschaftliches Fundament für diese relativistische Position zu liefern.

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Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen

Wilfried Stroh

Die Rhetorik des Dr. Faust und ihre antiken Vorbilder

 

Das berühmteste deutsche Drama, die Tragödie des Hochschullehrers Faust, enthält fast gleich zu Beginn im Gespräch des Titelhelden mit seinem Assistenten Wagner einen Disput über Rhetorik, der zum Eindrucksvollsten gehört, was je über diese umstrittene Disziplin gesagt worden ist. Ein Kernsatz davon lautet: „Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen“, ein anderer: „Es trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor“.

Lange Zeit schien es in der Forschung fast selbstverständlich, dass sich Goethe hier (schon im Urfaust)im Sinne des sogenannten Sturm und Drang von dem zu Ende gehenden Rhetorikzeitalter (verkörpert etwa im perückenschweren Gottsched [1] ) distanziere. Diese Ansicht gilt heute als weithin überholt, spätestens seit der gelehrten Dissertation von Olaf Kramer: Goethe und die Rhetorik (2010). Gegen die, wie er sagt, immer noch verbreitete Ansicht, Goethe sei „einer der großen Kritiker der Rhetorik“, gibt Kramer (zum Teil im Anschluss an Dietmar Till) eine neue, auf einem „anthropologischen“ Rhetorikkonzept basierende Interpretation der Wagnerszene. Vor allem aber zeigt er zunächst einmal, unter Benutzung des von Ernst Grumach (Goethe und die Antike, 1949 [2] ) gesammelten Materials, wie intensiv sich Goethe zeitlebens mit Rhetorik, besonders antiker Rhetorik befasst hat.[3] Als Leipziger Student hatte er bei Johann August Ernesti, dem früheren Schulvorgesetzten Johann Sebastian Bachs, ein „Collegium“ über Ciceros De oratore gehört;[4] von früher Jugend an kannte er nach eigenem Bekunden die Schriften von „Aristoteles, Cicero, Quinctilian [sic], Longin“,[5] noch später studierte er immer wieder gerne, wie er sagt, zwei Lexika der antiken Rhetorik[6] und sprach sogar einmal von Quintilian als „unserm alten Meister“.[7]

So ist es wohl angebracht, wenn wir im Lichte der antiken Rhetorik, vor allem Ciceros und Quintilians, noch einmal prüfen, ob das, was Faust in der berühmten Wagnerszene gegen die Rhetorik vorzubringen scheint, in Goethes Zeit so revolutionär war, wie man früher meinte,[8] oder ob hier, wie jetzt behauptet, nur bestimmte Kerngedanken der klassischen Rhetorik mit einer gewissen Einseitigkeit ins Licht gesetzt wurden. Doch wollen wir uns nicht ganz auf die genannten Hauptpunkte beschränken, vielmehr das Ganze der köstlichen Szene einmal aus der Sicht des Klassischen Philologen kommentieren, durchaus im Sinne von Goethe selbst, der mit ironischem Blick auf uns Philologen, aber auch auf deren Verächter, sagte:[9]

Denn bei den alten lieben Todten
Braucht man Erklärung, will man Noten;
Die Neuen glaubt man blank zu verstehn,
Doch ohne Dolmetsch wird´s auch nicht gehn.

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Sprechen Sie limbisch?

Vortrag – Rhetorikgespräche 2011

Ruth Gutmann-Jungwirth

Sprechen Sie limbisch?

In meinem Beruf als Kommunikationstrainerin ist es natürlich von besonderer Wichtigkeit möglichst immer am neuesten Stand der Dinge/ State of the Art zu sein – zu Recht erwarten dies auch  meine Seminarteilnehmer.

Kommunikationstrainings sind ein interdisziplinäres Thema und  ich bin dabei u. a. angewiesen auf die Ergebnisse und Erkenntnisse der Wissenschaft, die ich möglichst nutzbringend weitergebe.

Gleichzeitig ist diese Art von Weiterbildung extrem motivierend für mich und meine Arbeit.

Ist doch der Kommunikationstrainer in vielen Kompetenzen gefordert: persönlich, kommunikativ, intuitiv, die fachlich und methodisch. Allen diesen Kompetenzen liefert die neurobiologische Forschung  Hinweise.

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Captatio benevolentiae – Berühren mit dem Wort

Baldur Kirchner

Captatio benevolentiae – Berühren mit dem Wort

SATÜR 2011, Eröffnungsvortrag am 29.04.2011 in Salzburg

Vorbemerkung

In den Einzelgesprächen, die wir vor Seminarbeginn mit jedem Teilnehmer führen, werden vielerlei Anliegen erkennbar. Für den einen bedeutet der Seminarbesuch, grundsätzlich einen inneren Abgleich zwischen Selbstbild und Fremdbild zu erleben. Einem anderen Teilnehmer erscheint die Erfahrung des Exponiertseins als wichtig, um als künftig Führender souveräner vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auftreten und die Interaktionen intensiver gestalten zu können. Wieder andere Seminarbesucher beklagen ihre Redeangst, die sie daran hindere, sich häufiger an öffentlichen Diskursen zu beteiligen. Auf eine Erwartung an das Seminargeschehen aber treffen wir besonders oft: Es ist der Wunsch vieler – namentlich jüngerer Führungskräfte – überzeugend oder überzeugender zu wirken, weil sie in ihrer eigenen Selbstbewertung erhebliche Defizite verspürten oder ihnen auch gesagt worden sei, sie müssten in dieser Hinsicht „noch an ihrer Persönlichkeit arbeiten“, so habe ich beinahe wörtlich zitiert. Captatio benevolentiae – Berühren mit dem Wort weiterlesen

Stilbruch – rhetorisch

Thomas Zinsmaier

Stilbruch – rhetorisch

I. Ein erfolgreiches ästhetisches Prinzip

Seit den Unabhängigkeitserklärungen von Literatur und Kunst hat der Stilbruch aufgehört, grundsätzlich als ein Verstoß oder Fehler zu gelten. Für die Gattungen, die von der Komik leben, wie Satire und Parodie, ist das Spiel mit stilistischen Kontrasten ohnehin seit jeher konstitutiv. Konnten die Künstler und Schriftsteller der klassischen Moderne mit dem bewussten Verzicht auf formästhetische Einheit, mit Montagen und Collagen noch provozieren und verunsichern und sich dabei als Avantgarde verstehen [1], so hat sich der Stilbruch in den letzten Jahrzehnten als populäres Kompositionsprinzip etabliert, das längst nicht mehr als ästhetische Revolte, sondern allenfalls als interessant und unterhaltsam empfunden wird. In der Mode spricht man von einem „gekonnten“ oder „tollen Stilbruch“[2], für Cafés, Kneipen, Tattoo-Studios und Rockbands ist ‘Stilbruch’ ein beliebter Name geworden, Kulturzeitschriften [3] und -magazine führen ihn im Titel. Die Produzenten des Kulturmagazins ‘Stilbruch’ von Radio Berlin-Brandenburg stellen sich vor als „stilvoll gebrochene Menschen. Störrische Alt-68er, energische 89er. Macher mit Falten und Flausen. Nix passt zusammen. Warum auch? Stilbruch allerorten und Kultur ist dasjenige, was Sie daraus machen.“[4]

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Humor in der Rhetorik

Alexander Baur, Nikola Wiegeler

Humor in der Rhetorik

I.

Witze sind nicht einfach. Neben erkenntnisreich auch witzig in der Wissenschaft über den Witz zu schreiben, ist ebenfalls nicht einfach. Das sah auch schon Cicero so, der Caesar seine Überlegungen zum Lachen und zur Bedeutung des Lachens in der und für die Rhetorik mit folgenden Worten einleiten ließ: Ich bin „der Meinung, daß ein Mann mit einigem Humor jedwedes Thema witziger behandeln kann als ausgerechnet das des Witzes. […] ich fand zwar viele Proben des Witzes und Humors der Griechen […], doch die, die eine Theorie und ein System davon zu geben suchten, zeigten sich so fade, daß man bei ihnen nur gerade über ihre Abgeschmacktheit lachen kann. Deshalb bin ich für mein Teil jedenfalls der Meinung, daß man in dieser Frage keine solche theoretische Anweisung geben kann“. [1] Humor in der Rhetorik weiterlesen

Die moderne Disputation als Persönlichkeitsbildung

Abstract: Die Disputation als Übungsformat taucht erstmals in der aristotelischen Topik auf. Dort führt Aristoteles neben der ‚Übung’ auch ‚die Begegnung mit der Masse’ als Zweck der Disputation an. In jüngster Zeit wurde die Disputation im akademischen Rahmen als rhetorische Trainingsform wiederbelebt und modernen Anforderungen an ein Übungsformat angepasst. In diesem Vortrag werde ich den Fokus auf die Kompetenzen legen, die die Teilnehmer beim disputieren schulen können. Durch den dialektischen Charakter der Disputation werden neben analytischen und argumentativen Fähigkeiten ebenso allgemeine Gesprächskompetenzen trainiert, die einen großen Teil zur Persönlichkeitsbildung beitragen können.

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Kriterien und Aspekte der Rhetorik

Abstract: Sollen Rhetorik-Seminare für die Teilnehmer nicht nur Sammelsurien zusammenhangloser Tipps und Verhaltensrezepte darstellen, sondern wirklich der Persönlichkeitsbildung dienen, braucht man wissenschaftliche Theorie im Hintergrund und daraus abgeleitete praktikable Synopse-Modelle. Ein elementares und zugleich umfassendes Kriterien-Modell für rhetorische Persönlichkeitsbildung ist die Redepyramide nach Pabst-Weinschenk, die in diesem Vortrag vorgestellt wird.

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Die Bedeutung der Stimme für die Rhetorik

Abstract: Rhetorischer Erfolg misst sich nicht nur an den vorgetragenen Argumenten oder ihrer sprachlichen Formulierung, sondern auch an der Art und Weise wie ein Redner durch sein einmaliges individuelles „Timbre“ wirkt. Die Stimme ist eine organische Funktion, die tiefer als die Sprache, da diese kulturell erworben ist, mit der Gesamtpersönlichkeit des Menschen verbunden ist. Die phylo- und ontogenetisch ältere Ebene der Stimmproduktion ist gegenüber dem intellektuellen Neuerwerb der Sprache weniger leicht messbar und deshalb ein schwieriges Untersuchungsobjekt. Sie vermag auch das Schwankende, sich erst Vorbereitende auszudrücken und die Verbindung rein intellektueller Werte mit Gefühlswerten darzustellen. In der Antike schon wurde die rhetorische Schulung der Stimmbildung und Körperbeherrschung nicht von den Rhetoriklehrern, sondern von Schauspielern übernommen. Während der Schauspieler die Wirklichkeit nur nachahmt, präsentiert der Redner diese Wirklichkeit in seiner Rede selbst. Spielt ein Schauspieler seine Rolle, hat der Redner durch seine Person, durch sein Ethos zu überzeugen. Aber verbirgt sich nicht auch in dieser Möglichkeit als Person sichtbar zu werden eine dem Menschen innewohnende Angst? Das angeborene immanente Potential der Stimme erfährt im Laufe des Lebens eine Konditionierung, eine kulturelle Prägung, die ein Gewohnheitssprechen konstituiert. Selbst wenn der Ton „gut sitzt“, drückt er nicht mehr aus als eben dies: eine gut trainierte Stimme, die eine trainierte Person andeuten kann. In letzter Konsequenz kann aber nicht das Vertrauen des Kommunikationspartners gewonnen werden. Beinhaltet Arbeit an der Stimme auch Arbeit an der Person, bleibt die lebendige Wirkungs-Einheit zwischen Person und Stimme berücksichtigt. Die Person wird sichtbar, subtile Gedanken-Nuancen können unmittelbar und mit aller Evidenz ausgedrückt werden. Unsere einzigartige Fähigkeit, Laute zu Wortsymbolen oder unsere flüchtige Wahrnehmung zu fest umrissenen Begriffen weiter zu entwickeln, sollte nicht auf diese zu größter Reife entwickelte beziehungsweise entwicklungsfähige Stimme verzichten.

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Der Stellenwert innerbetriebl. Kommunikation aus Sicht der Unternehmensleitung

Abstract: Ausgehend von der Unternehmensstrategie sind die Ziele an jeden Mitarbeiter zu kommunizieren. Es werden im Unternehmen mehrere Kanäle der Kommunikation genutzt. In Zeiten von E-Mails, Blogs, Unternehmens-Wikipedias etc. ist und bleibt die persönliche Kommunikation das wichtigste Mittel der Kommunikation. Dabei sind einige Prämissen zu beachten, beispielsweise: Je nach Zielgruppe im Unternehmen muss eine entsprechende zielgruppenspezifische Sprache gesprochen werden, um sicherzustellen, dass die Ziele verstanden werden; die Kommunikation muss nicht nur mit Inhalten gefüllt sein, sondern auch Emotionen transportieren; die Kommunikation muss auf ethischen Werten beruhen.

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Persönlichkeitsstärkung und Rhetoriktraining

Abstract: „Man wächst mit der Aufgabe“ heißt es oft. Auch die Auseinandersetzung mit und das Training von Rhetorik ist auch ein Anspruch an die persönlichen Ressourcen. Ein Rhetorikseminar wird deshalb besucht, um sich in der Rhetorik und der Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Welche Möglichkeiten ein Rhetoriktrainer dafür hat, soll der Schwerpunkt dieses Beitrages sein. Es werden Werkzeuge und Übungen vorgestellt, mit denen die Teilnehmer sowohl in ihrer Rhetorik als auch in ihrer Persönlichkeit gefordert werden. Mein Vortrag ist ein Bericht aus meiner Praxis ohne wissenschaftliche Abhandlung. Ich freue mich auf die anschließende Diskussion.

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Das Einstellungsinterview – Häufig praktiziert – auch immer professionell?!

Abstract: Der Erfolg von Unternehmen hängt von seinen Mitarbeiter(n)/-innen ab. Die besten Konzepte führen nicht zum Ziel, wenn für deren Umsetzung die „richtige Persönlichkeit“ fehlt. Entscheidend bei der Rekrutierung von qualifiziertem und motiviertem Personal ist immer noch das Interview. In Auswahlgesprächen wird täglich mit Mio. von Euro an Wertschöpfungspotenzial jongliert, obwohl ein Einstellungsfehltritt in immenser Höhe zu Buche schlägt. In 1er Stunde werden Entscheidungen getroffen, die 6-stellige Investitionen betreffen. Führungskräfte bekennen offen, dass sie kaum Gebrauch von vorbereiteten, strukturierten Interviews machen und auf ihre Erfahrung und ihr Bauchgefühl vertrauen. Erfahren Sie, warum eine gute Interviewtechnik unerlässlich ist!

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Persönlichkeit und Rhetorik – systemisch betrachtet

Abstract: In der Systemischen Rhetorik werden Erkenntnisse der systemischen Psychologie mit der klassischen Kunst der Rhetorik verbunden. So gilt es als vordergründigstes Ziel, herauszufinden, wie die eigene Person im interaktiven Raum erlebt wird und welche rhetorischen Mittel der Persönlichkeit entsprechen. Spezielle Ressourcen, sowie geschlechtsspezifisches rhetorisches Handeln finden dabei Berücksichtigung. Als Leitidee dieses Beitrages soll die Frage untersucht werden, in welcher Weise sich die Stärkung individueller Potentiale nach den bedeutenden systemtherapeutischen Grundsätzen von Steve de Shazer auf die Rhetorik auswirkt.

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Rhetorik – Schlüsselqualifikation für den Berufseinstieg

 Abstract: Das neu gegründete Career Center der Universität unterstützt Studierende und AbsolventInnen im Übergang vom Studium in den Beruf und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zu deren Berufsfähigkeit. Enge Kontakte mit den AkteurInnen am regionalen und überregionalen Arbeitsmarkt sind dazu wesentlich. Die Vernetzung bestehenden Ressourcen innerhalb und außerhalb der Universität garantiert mittelfristig ein integriertes Dienstleistungsangebot. Zudem werden Studierende fortlaufend auf die Themenfelder Beruf, Berufsbilder, Arbeitsmarkt und Beschäftigungsfähigkeit sensibilisiert. Der Bereich „Rhetorik“ stellt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselqualifikation dar, die AbsolventInnen für einen erfolgreichen Berufseinstieg benötigen.

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Schule braucht Rhetorik

Abstract: Rhetorik ist für die Schule auf zwei Ebenen bedeutsam: als Fähigkeit der Unterrichtenden, wirkungsvoll zu kommunizieren, und als Lerngegenstand, der Schülerinnen und Schüler fähig macht, ihrerseits wirkungsvoll zu kommunizieren.

 

Das Kerngeschäft der Schule, der Unterricht, besteht in der absichtsvoll inszenierten Kommunikation von Lehrenden und Lernenden. Die Rhetorik setzt da an, wo die beiden Kommunikationsrollen sich ihr Kommunikationsverhalten als Sprach-, Sprech- und Körperverhalten bewusst machen und zum Beispiel Differenzen der Textgestalt als unterschiedliche Qualität wahrnehmen und anerkennen

 

Weil die typischen schulischen Prozesse nur als kommunikatives Handeln existieren, müssen sich Lehrende und Lernende frei machen von der naiven Vorstellung, der Bezug zwischen Sprecher und Adressaten sei durch die Unterrichtsfächer ausreichend festgelegt. Wenn diese Fächer aber keine vorgegebenen kommunikativen Qualitäten darstellen, braucht die Schule Lehrerinnen und Lehrer, die ausgebildet sind in wirkungsbewusster, rhetorischer Kommunikation.

 

Solche Lehrerinnen und Lehrer sind auch in der Lage, bei ihren Schülern das Bewusstsein rhetorischer Differenz zu erzeugen und zu schulen. Die erwünschte Rhetorisierung des Unterrichts wird ganz von selbst angenehm in alle schulischen Kommunikationsprozesse hineinwirken.

 

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Strukturen der Propaganda aus kommunikationstheoretischer Sicht

Abstract: Die postulierte Omnipräsenz von „Propaganda“ macht es – auch im Hinblick auf die eigene „aktive“ Rezipientenfunktion – zunehmend unumgänglich sich der grundlegenden Strukturen zu vergewissern. Diese Darstellung widmet sich der Verortung von Propaganda im „alltäglichen“ Kommunikationsprozess zwischen Information und Persuasion. Zur Sprache kommen dabei zwei der wichtigsten Kommunikationsmodelle, mögliche Vorgangsweisen und die dazu eingesetzten Mittel sowie eine gebräuchliche Form der Einteilung von Propaganda.

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Was ist Propaganda?

Abstract: Dieser Artikel soll einen ersten Einblick in das Begriffsfeld von Propaganda geben. Neben einer einführenden Begriffsgeschichte versucht der Autor eine Definition zu finden, welche der Vieldeutigkeit des Terminus gerecht wird. Zudem werden die unterschiedlichen Arten des Verständnisses von Propaganda und die verschiedenen wissenschaftlichen Paradigma, welche für eine Sinnzuschreibung essentiell sind, erörtert.

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Kommunikative Kompetenzen

Abstract: Fazit dieses Plädoyers für eine Rhetorik des medialen Raumes ist, dass freilich nicht einfach die antike Rhetorik gelehrt werden kann, um bereits für Online-Kommunikation gewappnet zu sein. Wird sie aber, orientiert an ihrem Aufbauschema, erweitert auf den medialen Raum, so kann eine heutige Schulung in Beredsamkeit dazu beitragen, mediale Räume im Sinne eines Humanum zu verwirklichen.

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Ideal und Wirklichkeit

Abstract: Der Autor stellt die Frage, warum eine so große Lücke klafft zwischen dem rhetorischen Ideal des guten Vortrags und der grauen Realität der alltäglichen, suboptimalen Durchschnittspräsentation. Dieser Beitrag zeigt Ursachen, aber auch mögliche Auswege. Als Erklärungsgrundlage dienen Erkenntnisse aus der Kommunikationspsychologie und der Rhetorik, vor allem aber Erfahrungen des Autors aus zahlreichen Konferenzen, Symposien und Kommunikationstrainings. Dazu werden zunächst die Elemente der Präsentation modellhaft vorgestellt, welche Fehlerquellen für Vorbereitung und Vortrag darin enthalten sind und wie man ihnen sinnvoll begegnet.

Ideal und Wirklichkeit weiterlesen

Zu viele Mauern, zu wenig Brücken. Rhetorik in Theorie und Praxis

Abstract: Der gesellschaftliche Bedarf an Rhetorik ist da und er ist unbestritten. Jetzt ist es an den Universitäten, zu erkennen, dass es gerade deshalb einen Bedarf an Rhetorik als Studienfach, als Lehr- und Forschungsgegenstand gibt. Mit einer Forschung, die sich aus der Praxis speist und für die Praxis ausbildet. Rhetorik an der Universität könnte also den Weg dafür bereiten, dass die Rhetorik außerhalb der Universität, in der Gesellschaft, sich als moderne Bildungsmacht wieder entfalten kann.

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Debatte als Übungsform im professionellen Rhetoriktraining

Abstract: Dass die Debatte als Königin der rhetorischen Übungsformen erfolgreich eingesetzt werden kann, zeigt sich sehr deutlich im erfolgreichen Einsatz in Schule und Hochschule. Dabei kann der interessierte Debattant wirkungsvoll und zielgerichtet zum besseren Redner ausgebildet werden. Es stellt sich die Frage, ob dieses erfolgreiche Trainingsmodell auch im professionellen Rhetorik-/ Redetraining mit Erwachsenen seinen Einsatz finden kann. Dieser Beitrag versucht die Spezifika eines kommerziellen Rhetoriktrainings auszuloten, die Vorteile der Debatte als Übungsform und einen möglichen Einsatz darzustellen.

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Critical Thinking ? Argumentationsunterricht am Beispiel der USA

Abstract: Critical Thinking ist eine pädagogische Bewegung, die seit ca. 100 Jahren besteht und auf den Philosophen und Pädagogen John Dewey zurückgeht. Lange Zeit führte Critical Thinking, kurz CT, nur ein Schattendasein, doch seit Beginn der 1980er erlebt es einen wahren Siegeszug. Zahlreiche bildungspolitische Organisationen, Pädagogen und Politiker forderten die Schulung von critical thinking skills.

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Sprache und Politik

Abstract: Die Sprache im Allgemeinen und die Rede im Besonderen sind das wichtigste Instrument der Politik. Wer Führungskompetenz in der Politik beansprucht, muss Sprachkompetenz nachweisen. Wer den politischen Wettbewerb gewinnen will, muss die Hoheit über die Sprache erlangen. Warum? Dieser Text befasst sich genau mit dieser Frage.

Sprache und Politik weiterlesen

Rhetorik im 21. Jahrhundert. Probleme, Positionen und Perspektiven.

Abstract: Der Beitrag behandelt die alte interne Spannung der Rhetorik, einerseits persuasive Effizienz zu versprechen, andererseits Ansprüchen rationaler Überzeugung genügen zu wollen und zeigt, wie diese Spannung im Laufe des 21. Jhdts zu einer überzeugenden Synthese sowohl rational anspruchsvoller als auch effizienter, d.h. wirkungsvoller Rhetorik zusammengeführt werden kann.

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Das epideiktische Prinzip oder: Das Gesetz der Sonntagsrede gilt auch im Alltag

Abstract: “Im heutigen Berufsleben spielt die Festrede nur eine geringe Rolle”, meinte Günther Kreuzbauer in seinem Artkel in RhetOn 02/2004. Der vorliegende Beitrag behauptet das Gegenteil. Heike Mayer führt Argumente und Gründe an, warum sowohl eine theoretische Auseinandersetzung mit der Epideiktik wie auch die Einübung in die Praxis der Festrede in modernen Rhetorik-Kursen sinnvoll und notwendig, ja unverzichtbar erscheint.

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Sic et Non – Zynismus oder eine didaktisch verwertbare Methode?

Abstract: Ausgehend von einem der wichtigsten Werke europäischer Geistesgeschichte, Petrus Abaelards “Sic et non”, behandelt der Beitrag folgende Themen:
  1. Abaelards Prinzip und seine antiken Wurzeln
  2. die Methode der “dissoì Lógoi”, der gegensätzlichen Aussagen
  3. die Anwendbarkeit dieses Prinzips im heutigen Rhetorik-Unterricht, also der Lehre vom Verfertigen von Texten sowie
  4. die Darstellung an einem praktischen Beispiel aus der germanistischen Mediävistik.

 

 

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Interne Kommunikation bei Veränderungsprozessen in Unternehmungen

Abstract: Das Umfeld der Unternehmungen sowie ihre Produktpalette werden immer komplexer und diversifizierter. Dass dies mehr Komplexität in den Unternehmungen selber – auf der Ebenen der Arbeitsstrukturen, -prozesse und -systeme – nach sich zieht, liegt auf der Hand. Im Zeitalter der Globalisierung und unberechenbarer Märkte scheint nur eines konstant zu sein: der Wandel. Im Beitrag werden fünf Thesen zu den Aufgaben und Leistungen interner Kommunikation in Unternehmungen formuliert. Im Anschluss führen die Autorin und der Autor an zwei konkreten Projekten aus dem BMW Werk Regensburg vor Augen, wie interne Kommunikation den Wandel, die Veränderung begleiten kann – und zeigen zugleich auch die Möglichkeiten und Grenzen interner Kommunikation auf.

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RHETORIK UND DEMUT. Ein Grundsatzpapier zum Rednerethos

Abstract: Sowohl in der antiken als auch in der religiösen Rhetorik werden an die moralische Integrität des Redners in und außerhalb der Rede sowie an seine Reflexionsfähigkeit hohe Anforderungen gestellt. Die von Reich-Ranicki als ”edler Wunschtraum” bezeichnete Verbindung von Rhetorik und Moral wird in der Person des Redners Realität, wenn seine Absicht nicht die Suche nach Eigenglanz, sondern der Dienst an der Sache und an den Interaktionspartnern ist.

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Die eristische Enzyklopädie

Abstract: Um Desinformation, Propaganda, Lügen in Politik und Wirtschaft zu erkennen, zu analysieren, zu begegnen, braucht eine kritische Öffentlichkeit entsprechende Hilfsmittel. Die “Eristische Enzyklopädie”, ein Produkt der “Salzburger Rhetorik”, wird als eine Art Internet-Lexikon die häufig vorkommenden Mittel im Krieg der Worte auflisten. Das neue Projekt, mit ca. 150 Artikeln ab September im Netz, wird erstmals vorgestellt.

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Geschichte und Öffentlichkeit

Abstract: Der Text untersucht das häufig schwierige Unterfangen der Geschichtswissenschaft, ihre Ergebnisse an die Frau und an den Mann zu bringen. Obwohl die Expertenmeinung der Historikerinnen und Historiker durchaus gefragt scheint, gelingt es den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen häufig nicht, ihre Deutungskompetenz auch für gegenwärtige Probleme adäquat zu präsentieren. Wie die Geschichtswissenschaft ihren Stellenwert in der Öffentlichkeit deutlich machen kann, auch darüber macht sich Sigrid Vandersitt in diesem Text Gedanken.

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Universitäres Rhetorik-Training: Grundsätze, Ziele und Methoden

Abstract: Rhetorik ist eine Kompetenz, die in der universitären Ausbildung eine immer größere Rolle spielt. Im Beitrag wird das einsemestrige praktische Anfängertraining in öffentlicher Rede (Public-Speaking-Kurs) vorgestellt, das im Rahmen des Rhetorik-Ausbildungsprogramms der Universität Salzburg durchgeführt wird. Durch diesen Kurs sollen die Stu-dierenden dazu befähigt werden, eine öffentliche Informations- oder Überzeugungsrede im einfachen Stil genus honestum) halten zu können, was bedeutet, dass sie die grundlegen-den Techniken innerhalb der verbalen, paraverbalen und nonverbalen Komponente einer Rede beherrschen sollen. Der Kurs besteht aus vier aufeinander aufbauenden Stufen: (1) Training der verbalen Komponente, (2) Training der paraverbalen und der nonverbalen Komponente, (3) Training temperamentvollen Redens, (4) Förderung von Authentizität und Natürlichkeit. Für alle Stufen wurde eine geeignete Methodik entwickelt, die im Bei-trag beschrieben wird.

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Willkommen im freien Markt!

Abstract: Damit politische Kommunikation erfolgreich ist, müssen Form und Inhalt übereinstimmen. Das erklärt den Stellenwert von Meinungsforschern, Werbetextern, PR-Fachleuten und TV-Coachs in der modernen politischen Auseinandersetzung. Dass auch die klassische Rhetorik hier von Bedeutung ist, das unterstreicht Martin Apeltauer in diesem Text. Als Landesgeschäftsführer der Salzburger SPÖ trug er entscheidend zum Wahlerfolg seiner Partei bei den Landtagswahlen 2004 bei. 

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Marcus Fabius Quintilianus und die Praxis der politischen Rhetorik heute

Abstract: Ist Politikverdrossenheit oder Politikerverdrossenheit nicht auf den Mangel eines klassischen, gleichsam quintilianischen Rhetorikverständnisses zurückzuführen? Können wir nicht gerade damit einen Bogen von Rhetorik zu Pädagogik und Ausbildung in Schule und Hochschule schlagen? Braucht es nicht des mündigen Bürgers – und verhilft Rhetorik nicht gerade auch dazu?

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Topik des Antisemitismus am Beispiel der Neuhofer Rede Martin Hohmanns

Abstract: In antisemitischen Texten nach 1945 fehlen die klassischen Stereotypen oder Parolen meist. In Argumentationsmustern, die über einzelne Topoi hinausgehen, spielt Antisemitismus jedoch auch in der heutigen politischen Auseinandersetzung noch eine große Rolle. Am Beispiel der Aufsehen erregenden Rede des CDU-Abgeordneten Martin Hohmann zeigt Andrea Geier, wie mit neuen Methoden das alte Vorurteil des Antisemitismus im politischen Diskurs weiter mißbraucht wird. 

 

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Rhetorik in der Chefetage

Abstract: Mit dem Hauptaugenmerk auf die Rede als wichtigstes sprachliches Führungsinstrument werden Chancen und Realitäten strategischer Kommunikation in den Chefetagen der Wirtschaft untersucht. Deren Zustand ist recht bedenklich. Die üblichen Laienschreiber oder Rederatgeber erbringen nur die sattsam bekannten, demotivierenden Reden. Darum sollte ein ausgebildeter Redenschreiber zugleich der Redelehrer und Regisseur seines Redners sein und auch danach Manöverkritik üben. Das erbringt wirksame strategische Kommunikation – und kommt im Endeffekt sogar noch kostengünstiger.

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Die paraverbale Komponente in der Praxis des Rhetoriktranings

Abstract: Dieser Beitrag ist der paraverbalen Komponente des Sprechens gewidmet, wozu alle nicht-inhaltlichen, hörbaren Bestandteile zählen (Sprachmelodie, Lautstärke usw.). Ausgehend von den physikalischen Grundlagen werden zuerst der Vorgang des Sprechens und die dabei beteiligten Grunddimensionen beschrieben. Im Anschluss daran geht es um so genannte paraverbale rhetorische Profile, die der Verbesserung des Trainings und der Analyse von rhetorischer Kompetenz dienen sollen.

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Der politische Redestil in Deutschland

Abstract: Dariush Barsfeld untersucht die Reden des deutschen Bundestagswahlkampfes 2003. Das Ergebnis – Mängel bei allen Politikern – mutet wenig befriedigend an: für die Wahlredner und den Zustand der öffentlichen Beredsamkeit. Am Beispiel einer Schröder-Reform-Rede analysiert er deren Schwachpunkte, zeigt, wie der deutsche Kanzler besser hätte formulieren können, um wirklich zu bewegen und eine Reform voranzubringen.

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Päpste im Herbste – Zur Kritik der kulinarischen Kritik

Abstract: Lothar Kolmer stellt nach einer rhetorischen Textanalyse von Restaurantkritiken in den Journalen und Zeitschriften des Herbstes 2003 die Frage, ob manche Autoren angesichts ihres literarischen Zungengebrauchs überhaupt Geschmacksempfinden besitzen. Es geht zudem um Beurteilungskriterien und Textgestaltung bei dieser Gattung.

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Reden ist Führung

Abstract: Thilo von Trotha weist darauf hin, dass die Potentiale der Rede weit unterschätzt und oft zu wenig genutzt werden. Ein gut gegliederter, sprachlich ausformulierter und ansprechender Vortrag bildet ein Führungsinstrument; dessen können und sollten sich alle Redner, vor allem aus Wirtschaft und Politik, im öffentlichen Interesse bedienen.

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Wahlkampfreden

Abstract: Wahlkampfreden sind eine besondere Art der politischen Rede, weil sie politische Inhalte bewerben und vor allem in der heißen Wahlkampfphase schwarz-weiß zeichnen. Sie polarisieren, personalisieren, vereinfachen, emotionalisieren, dramatisieren und erheißen Zukunft. Der Autor, als Mitglied des Sächsischen Landtages selbst Politiker, unterscheidet zudem zwischen einem Herausforderer-Stil und dem Amtsinhaber-Stil.

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Bullshit-Bingo in der Chefetage. Modeworte und der Verlust von Glaubwürdigkeit

Abstract:In der Wortwahl des “Bullshit-Bingo” vereinen sich gleich mehrere Merkmale, die der Glaubwürdigkeit von Managern abträglich sind: Die Begriffe klingen erstens inhaltsleer, überstrapaziert und nur mäßig kompetent; sie schaffen zweitens durch ihre Beliebigkeit eine Oberflächlichkeit und Distanz; sie zeigen drittens eine seltsame Diskrepanz auf zum eigentlichen Gegenstand. Und sie rücken viertens den sprechenden Manager assoziativ in eine Reihe mit Politikern. Mit allen Folgen für eine negative Imagebildung.

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Unterschiede in der Rhetorik von Unternehmern und Politikern

Abstract: Die Rhetorik von Managern und Politikern ist dabei, sich immer weiter anzunähern. Das liegt an den Erwartungen der Medien, an den Rezeptionsgewohnheiten und der Erkenntnis, dass ein Mindestmaß an Training unnötigen Stress im Umgang mit der Öffentlichkeit verhindert. Der Autor ist davon überzeugt, dass die Rhetorik als Gesamtkunstwerk des Auftritts vor Publikum immer bedeutsamer wird. Auch im Management wird an der rhetorischen Ausbildung und insbesondere am Umgang mit Medien gefeilt.

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