Katharina Riepler
Michael Andrews: “The Colony Room I”
Ich bin zur Francis-Bacon-Ausstellung gefahren und ich habe mich auf die Suche nach „The colony room I“ gemacht. Ich habe es nicht gleich auf Anhieb gefunden. Erst als ich durch die Ausstellung geirrt bin, habe ich es zum Glück im zweiten Raum entdeckt. Rechts und links von der Fotokopie hingen Erklärungen zum Werk, was bei keinem der anderen Werke der Fall war. Leider war nicht das Original, sondern nur eine Fotokopie vorhanden. Das Original, so konnte ich auf dem Schild links neben dem Bild lesen, wurde mit Ölfarben auf einer Hartfaserplatte gemalt. Es wurde im Jahre 1962 von Michael Andrews gefertigt und es ist 182,80 x 121,90 cm groß. Ich habe mich dann auf den Weg zur Museumswärterin gemacht und sie gefragt, weshalb das Original nicht da sei. Diese teilte mir dann mit, dass das Original zu Beginn der Ausstellung da gewesen und mittlerweile wahrscheinlich zu einer anderen Ausstellung gebracht worden wäre. Während ich das Bild musterte, störte mich beim Beobachten der Film über Francis Bacon, der im Hintergrund lief
Als ich die Menschen auf diesem Bild sah, musste ich sofort an eine Party denken. Die Farben des Bildes habe ich sehr schön gefunden. Was mir allerdings auffiel, war, dass rechts und links außen im Bild etwas hellere Farben zu sehen waren. Sonst war das Bild in dunkleren Farben gehalten. Ich weiß nicht, ob der Künstler damit was sagen wollte; Ich habe mir auch keine Gedanken darüber gemacht. Was ich aber sagen kann, ist, dass als ich das Bild zum ersten Mal sah, ich mich direkt dorthin beamen wollte. Ich wollte eine kleine Fliege sein und den Künstler bei dessen Treiben beobachten. Deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, folgende Geschichte zu erzählen:
Ich ging durch die Straßen und mir war kalt. Ich sah dieses Pub und las auf dem Schild, dass das Pub den Namen „Soho-Club“ trägt. Ich dachte mir, diesen Namen kenne ich irgendwoher. Aber woher? Ich betrat das Pub und schaute mich um, ob ich jemanden kannte. Und so war es auch.
Als ich so durch das Lokal schlenderte und mich umsah, bemerkte ich, dass das Lokal aus einem großen Raum sowie einem Gang bestand, der sich nach hinten zog. Es waren viele Menschen anwesend, einige kannte ich und andere wiederum nicht. Die Wände waren in einem dunkelblauen bis schwarzen Ton gestrichen. Genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Ganz links im Vordergrund auf der Wand war ein Spiegel befestigt, darauf sah man das Gesicht des Mannes, der sich auf der Wand mit dem rechten Ellbogen abstützte. Mit seiner linken Hand stützte er sich auf seine Hüfte. Er hatte eine James-Dean-Frisur und er trug ein weißes Hemd und eine blaue Hose. Die Kleidung des Mannes harmonierte mit seinem Auftreten. Der Mann, der neben ihm saß, zeigte mir den Rücken; Es sah so aus, als würde er sich mit der Frau rechts neben ihm unterhalten. Der Mann trug eine beige-braune Jacke und er hatte kurze braune Haare. Die Frau hatte weibliche Rundungen, sie trug ein blaues, knielanges Kleid und hatte braune, schulterlange Haare. Ihre rechte Hand ruhte angewinkelt vor ihrem Körper und sie hielt etwas Weißes in ihrer Hand. Es hätte ein Sandwich sein können, vielleicht aber auch eine Handcreme. Genau kann ich nicht sagen, was es war. Direkt hinter ihr stand ein Mann mit leicht gräulichen Haaren, er hielt ein braunes Glas in seiner rechten Hand und sein dunkelblaues Sakko hing über einem Stuhl direkt hinter der Frau, ich konnte nur einen Ärmel und die obere Hälfte des Sakkos sehen. Ich habe mich gefragt, was er wohl trank. Vielleicht ein Glas Whiskey, vielleicht einen Scotch? Der Mann, der rechts neben ihm stand, schaute mich direkt an. Er trug ein schwarzes Sakko und darunter ein hellblaues Hemd. Er hatte dunkelbraune bis schwarze Haare, eine spitze Nase und sein linkes Auge war von mir aus gesehen etwas kleiner als sein rechtes. Was es für einen Grund hatte, dass sein linkes Auge kleiner war, habe ich mich gefragt. Vielleicht hatte er ein Schmutzpartikel im Auge oder vielleicht zwinkerte er mir zu. In seiner rechten Hand hielt er ein Sandwich vor dem Bauch. Die Frau rechts neben ihm trug ein schwarzes Tuch auf ihrem Kopf, unter welchem ihre blonden Haare hervorschauten. Sie blickte nach rechts zu einer Person. Ihre rechte Hand ruhte unter ihrem Kinn. Sie trug ihre schwarze Jacke offen und darunter war etwas Grau-Blaues zu sehen. Ich denke mal, sie trug ein Kleid, ich bin mir allerdings nicht sicher. Direkt vor ihr saß ein etwas beleibter Mann auf einem Stuhl. Der Stuhl war mit einem braunen Stoff bezogen. Man sah den Mann im Seitenprofil. Sein linkes Bein war vorne und er trug eine schwarze Sakkohose mit einer Bügelfalte und ein dazu passendes schwarzes Sakko in der gleichen Farbe; Bei seinem Hals blitzte ein bisschen sein rotes Hemd hervor, welches er darunter trug. Der beleibtere Mann kam mir irgendwie bekannt vor. Er hatte hellbraune Haare und einen leichten Glatzenansatz. Neben ihm befand sich eine Person mit einer hellblauen Jacke. Die anwesenden Personen schienen in ihren Unterhaltungen sehr vertieft zu sein.
Dies war mein Versuch, das Bild aus einer anderen Sichtweise zu beschreiben. Was vielleicht nicht jeder weiß, aber durchaus bekannt ist: Michael Andrews kannte die Personen, die er in „The colony room I“ malte. Das Bild zeigt eine typische Barsituation aus den 60er Jahren. Am rechten Rand des Bildes ist Francis Bacon abgebildet, der sich mit der Besitzerin Muriel Belcher unterhält. Lucian Freud schaut den Maler oder den Betrachter frontal an. Henrietta Moraes, die Freundin und Muse von Freud und Bacon ist im Mittelpunkt des Bildes abgebildet. Sie bewegt sich gerade auf den Fotografen John Deakin zu, dessen Rückenansicht man sieht. Weiters sind auch noch Bruce Bernard, Jeffrey Bernard und Carmel auf dem Bild zu sehen.