Archiv der Kategorie: Allgemein
Geschützt: 2018 Satuer Stumpfoegger Audio 10
2018 Satuer Scheuermann Audio 9
Geschützt: 2018 Satuer Audio Brassat 8
2018 Satuer Video 6
Die traditionelle Schlussrunde:
Zusammenfassung und Ausblick auf die kommenden Satür 2019 in Tübingen
Mit Prof. Dr. Arne Scheuermann; Dr. Thomas Susanka; Janina Hinz; Dr. Gabriela Wacker
Moderation Dr. habil. Nadia Koch
2018 Satuer Vortragende Titel und Themen 3
Aladaĝ, Bariş (Berlin): Musik visualisieren. Von der Ideenfindung über den kreativen Prozess bis zum fertigen Werk – Plenarvortrag
Baris Aladags Liebe zur Musik begann in den frühen 90ern mit seinem Debüt als Teenager-DJ in Stuttgart. Es folgten seine prägenden Jahre in der lebendigen Musikszene und der Wunsch, die Emotionalität der Musik in Bilder zu übersetzen. Die logische Konsequenz, als Regisseur für Musikvideos zu arbeiten, zog ihn zum Studium an die Kunsthochschule für Medien nach Köln. Nach seinem Abschluss folgen mehrere preisgekrönte Kurzfilme, Dokumentationen, Musikvideos für Alanis Morissette, Jean-Michel Jarre und Clueso, Werbespots für Mercedes, VW, Braun und Audi sowie die beiden Viral-Hits für die Berliner Verkehrsbetriebe „Is Mir Egal“ und „Arie“. Mehr als 20 Kreativpreise, darunter den silbernen Löwen in Cannes, würdigen seine Arbeiten. Eines bleibt die immer wieder verbindende Konstante: Seine Leidenschaft zur Musik. Seine Arbeiten als Songtexter für Joy Denalane, Max Herre und Clueso werden durch zahlreiche Goldene und Platin Schallplatten prämiert.
Für die Plenarvorträge haben wir bereits folgende Redner gewinnen können:
- Baris Aladag, Regisseur und einer der gefragtesten Videokünstler, Berlin wird über die rhetorische Kunst des videoclips sprechen
- Wolfgang Brassat, Professor für Kunstgeschichte der Universität Bamberg, wird über den kunsthistorischen Zugang zur visuellen Rhetorik sprechen
- Joachim Knape, Professor für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen, wird über das Verhältnis von Semiotik und Hermeneutik des Bildes sprechen
Und worüber wollen Sie sprechen? Bitte schicken Sie uns Ihre Bewerbung bis zum 1. März!
2018 Satuer Visuelle Rhetorik 1
SaTüR 2018 in Salzburg:
Visuelle Rhetorik
Von 1. bis 2. Juni 2018 finden in Salzburg die 10. Salzburg-Tübinger Rhetorikgespräche (SaTüR) statt.
- Beginn: Freitag, 1. Juni ca. 14 Uhr
- Ende: Samstag, 2. Juni mittags
- Veranstaltungsort: Universität Salzburg, FB Altertumswissenschaften/Alte Residenz
- Tagungsbeitrag 30 Euro (Studierende 15 Euro)
Wie in Tübingen bei den letzten SaTüR 2017 beschlossen, wollen wir über visuelle Rhetorik sprechen. Ähnlich wie bei den SaTüR 2016 sollen Veranstaltungen unterschiedlichen Formates möglich sein: Vorträge, auch ganze Panels, Workshops und anderes, je nach Ihren Vorschlägen.
Das Thema selbst gehört zu den zentralen Aufgaben der Rhetorik: wie kann neben dem und ohne den sprachlichen Code der analoge, also bildliche Code für die Überzeugung und affektische Beeinflussung genutzt werden?
Beiträge zu diesem Thema können also entweder
— Beispiele visueller Rhetorik und neue bildrhetorische Forschungen vorstellen;
— theoretische Grundlagen in der Rhetorik untersuchen;
— danach fragen, ob es so etwas wie einen Bildakt gibt;
— oder auch bildliche Mittel wie die Metapher in Rede und Dichtung analysieren.
Auch das innere Bild kann untersucht werden: etwa
— welche Rolle es beim Einstudieren einer Rede oder bei der Stimmarbeit spielt;
— und wie es auf die eigene Persönlichkeitsentwicklung Einfluss nimmt.
Titel und kurze Inhaltsbeschreibung (maximal 300 Wörter) bitte bis zum 1.März 2018 an
Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge und auf Sie selbst im Juni 2018
Lichtbild oder Kreide: Performanz des Denkens im wissenschaftlichen Vortrag
Nadia J. Koch
Lichtbild oder Kreide: Performanz des Denkens im wissenschaftlichen Vortrag
Vorgetragen am 2. Juni 2017 bei den Salzburg-Tübinger Rhetorikgesprächen an der Universität Tübingen, die dem Thema ›Reden schreiben, Reden halten‹ gewidmet waren.
Innerhalb der Sektion ›Rede in der Wissenschaft‹ möchte ich mich
- mit der Frage beschäftigen, wie eine der häufigsten Handlungen von uns Wissenschaftlern, nämlich das Halten von Vorträgen, im rhetorischen System zu verorten ist;
- werde ich die merkwürdige Ausgangslage skizzieren, dass die florierende wissenschaftliche Ratgeberliteratur uns zwar beim Schreiben von Haus- und Qualifikationsarbeiten zur Seite steht, aber schweigt, wenn es darum geht, rhetorische Standards in diesem Feld zu etablieren. Schließlich wird
- im letzten Teil das rhetorische Ereignis der Präsentation im Mittelpunkt stehen, sei es mit Powerpoint, Prezi oder vergleichbaren Programmen. Denn seit dem kritischen Beitrag von Joachim Knape auf der DFG-Tagung ›Powerpoint-Präsentationen – Neue Formen der gesellschaftlichen Kommunikation von Wissen‹,[1] sehen sich manche Präsentationsexperten in der Offensive; in einer typischen Paragonediskussion versuchen sie den Rhetorikern nun in Blogs und Buchratgebern die Überlegenheit ihrer Kunst zu demonstrieren.
1. Das Wissen als Wirtschaftswert
In seiner Werkserie ›Wirtschaftswerte‹ aus den 1970er- und 80er Jahren führte Joseph Beuys vor Augen, was der Mensch zum Leben benötigt. Im Ensemble von Streichhölzern, Salz, Zwieback, Schneidbrett – Grundgütern, die in den Sälen verschiedener europäischer Museen ausgestellt wurden – fand sich auch eine Schiefertafel mit der Kreideaufschrift »Joseph Beuys/ 1 Wirtschaftswert«.[2] Mittlerweile ist sie als eigenständiges Kunstwerk versteigert worden.[3] Künstlerbiographisch könnte man die Tafel als Zeugnis von Beuys‘ Gewohnheit verstehen, sich bei Vorträgen Notizen zu machen, was auch seine Weggefährten bestätigt haben.[4] Bildrhetorisch betrachtet geht es im Ensemble mit den Überlebensgütern freilich um ein grundsätzliches Statement, um die Tafel als Medium zum Speichern und Verbreiten von Wissen. Sie ist die Memoria, ohne die die existentiellen Tätigkeiten wie Feuermachen, Essen und Trinken im rein Biologischen verharren. Denn ohne Einbindung in das gemeinschaftlich bewahrte und immer wieder wachzurufende Wissen entbehren die Überlebenshandlungen jeglichen Sinnes. Zugleich ist die Tafel eine Aufforderung zum Dialog: »Wer nicht denken will fliegt raus« – notierte Joseph Beuys, als er einem Documenta-Vortrag zuhörte.[5] Nur, wenn das auf der Tafel Gezeigte auch fortgedacht wird, bleibt es in der Welt und hält sie am Leben.
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2009 Satuer Rhetorik und Persoenlichkeitsbildung-02
2005 Satuer 2. Salzburger Rhetorikgespraeche-03
Einen Zeitplan der Rhetorikgespräche finden Sie hier.
(in alphabetischer Reihenfolge)
Übersicht:
Astleitner, Hermann Barsfeld, Dariush Bergthaler, Wolgang – Galler, Roland – Strohmaier, Robert Dorn, Georg Ebert, Axel Gratzl, Norbert Hiebl, Ewald Hieke, Alexander Hoppmann, Michael Kamitz, Reinhard Kemmann, Ansgar Kienpointner, Manfred Kleinknecht, Reinhard Kolmer, Lothar Kreuzbauer, Günther Leitgeb, Hannes Losek, Friedrich Löffler, Winfried
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Mayer, Heike Zu viele Mauern, zu wenig Brücken. Rhetorik in Theorie und Praxis Milovic, Helga Müller, Ulrich Müller, Werner Pfeifer, Niki Plasser, Silvia – Mittendorfer, Franz Raml, Walter Rex, Bernd Rixgens, Jürgen Ross, Alexander Till, Dietmar Trotha, Thilo von Tröger, Thilo Weixlbaumer, Claudia Wöller, Roland Zieher, Anita
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2006 Satuer Rhetorik ein Genuss-03
Einen Zeitplan der Rhetorikgespräche finden Sie hier.
(in alphabetischer Reihenfolge)
Übersicht:
Anglberger, Albert Astleitner, Hermann Barsfeld, Darius Bartsch, Tim – C. Dorninger, Maria Dusini, Arno Ebneth, Rudolf Fetz, Hanspeter Ganthaler, Heinrich Gmeiner-Jahn, Dorothea Gratzl, Norbert Grothe, Klaus-Jürgen Hausner, Renate Hiebl, Ewald Hölzl,, Bernhard Hoppmann, Michael Huttergger, Simon Immerschitt, Wolfgang Kalivoder, Gregor Kamitz, Reinhard Kassel, Susanne Kischner, Alexander Kleinknecht, Reinhard Kolmer, Lothar Kreuzbauer, Günther Kurz, Franz Lohmer, Christian |
Losek, Friedrich Löffler, Winfried Lumer, Christoph Morino, Barbara Müller, Ernst Müller, Ulrich Müller, Werner Neumaier, Otto Petersmann, Gerhard Pfeifer, Niki Rex, Bernd Rixgens, Jürgen Romahn, Boris Sawicki, Diethard Schallaböck, Michael Schmidt, Siegried Schneeberger, Christian Siegel, Achim Steininger, Christian Tröger, Thilo Vergeest, Markus Weixlbaumer, Claudia Wielander, Elias Wolf, Simon Wöller, Roland
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2011 Satuer Rhetorik und Stilistik-06
Am Abend sprach Asfa Wossen Asserate über Fragen des Stils im täglichen Miteinander. Sehen Sie hier den Vortrag in voller Länge:
2010 Satuer Rhetorik und Wirtschaft-01
2014 Satuer Findung Erfindung Kreativitaet-03
Von der Absenz des genus deliberativum im Parlament
Karlheinz Töchterle
Von der Absenz des genus deliberativum im Parlament
In der Theorie gilt von der Antike bis heute die politische Rede, speziell innerhalb nicht autoritärer Verfassungen, als der genuine Ort argumentativer Auseinandersetzung. Für die Antike mag vorerst der schlichte etymologische Beleg genügen, dass die Lateiner das griechische génos politikón (γένος πολιτικόν) mit genus deliberativum übersetzten, weil man hier eben Argumente gegeneinander abzuwägen (lat. deliberare) pflegt. Für die Moderne verweise ich auf das Standardwerk von Fairclough/Fairclough 2012, wo diese Redegattung innerhalb der politischen Auseinandersetzung ebenfalls als „geradezu prototypisches … Genre“ [1] angesehen wird.
Die politische Praxis, wie ich sie in meinen Funktionen als österreichischer Bundesminister für Wissenschaft und Forschung (von April 2011 bis Dezember 2013) sowie als Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat im Anschluss daran erlebte und erlebe, zeigt ein völlig anderes Bild. Das deliberative Genus spielt darin, wenn überhaupt, nur in einer völlig erstarrten und sinnentleerten Form eine Rolle. Desillusionierte mögen das immer schon gewusst haben, für mich ist diese Erkenntnis in ihrer Drastik neu und schmerzlich. Deswegen habe ich die Einladung, meine diesbezüglichen Erfahrungen vor dem Hintergrund meiner Kenntnisse zur antiken rhetorischen Theorie und Praxis einem Fachpublikum vorzutragen, gerne angenommen und bedanke mich bei meinen Tübinger Kollegen ganz herzlich, dass ich das an ihrem so renommierten Institut und vor einem so hochrangigen Publikum wie dem der International Society for the History of Rhetoric tun darf. Von der Absenz des genus deliberativum im Parlament weiterlesen
2011 Satuer Rhetorik und Stilistik-02
Rhetorik und Stilistik
widmen. Es ist eine bekannte Tatsache, dass man einerseits angewandte
Rhetorik gerne mit der gelungenen, wo nicht geschliffenen Formulierung
assoziiert, andererseits aber „bloße Rhetorik“ als eine Methode versteht,
mangelnden Inhalt durch eine gefällige Form zu kaschieren. Mit barocker Rhetorik gar ist eine überbordende Form gemeint, die durch Schwulst gewichtigen Inhalt vortäuscht.
Vorträge Satür 2011

Einen Zeitplan der beiden sa|tü|r-Tage finden Sie hier
(in alphabetischer Reihenfolge)
Übersicht
Baur, Alexander
Alles nur ein Witz!
Überlegungen zum Zusammenhang von Humor, Stil und Rhetorik Gianvittorio, Laura
Erzählen als rhetorisches Handeln
Gutmann-Jungwirth, Ruth
„Speaklimbic!“ Verändern Erkenntisse der
Hirnforschung die Arbeit des Rhetoriktrainers? Helbig, Bert
Überzeugen in 60 Sekunden – Stilmittel aus der
Radiokommunikation im rhetorischen Alltag Kirchner, Baldur
Captatio benevolentiae – Berühren mit dem Wort
Kirchner, Roderich
Cicero und der Irrsinn seiner Gegner
Knape, Joachim
Stil als Botschaft im Brief
Koch, Nadia
Stil in der Rede, Stil im Kunstwerk. Zu den
Wechselwirkungen zwischen rhetorischer und künstlerischer Formensprache König, Jan
»Der Stil überzeugt!« Die Überzeugungskraft
persönlichen Stils am Beispiel der Rede Helmut Kohls vor der Ruine der Dresdner Frauenkirche im Jahr 1989 und der Rede des Marquis von Posa in Schillers Don Carlos. |
Kramer, Olaf
Eine Frage des Stils? Erfolgsbedingungen politischer
Rede in der Mediendemokratie Müller-Höcker, Katrin
Die Wirkungsmacht vokaler Sprechstile
Schild, Hans-Jochen
Sprache in Verhandlungen:
Stil und Logos als Funktion von Verhandlungsstrategien Schönherr, Felix
„Produktdesign“ – Werberhetorische Funktionen der
Warenästhetik Schulze, Jan Hennig
Stilfiguren als Interaktion rhetorischer Tugenden
Stölzgen, Karsten
Der vir bonus als Selfmademann. Die
Trainingsmethode von Dale Carnegie Ulrich, Anne
Augenkitzel im Fernsehen. Was die Ästhetik der
Nachrichten über den ‘Charakter’ der Benachrichtigungsinstanz verrät Wendenburg, Ulrike
Karl-Theodor zu Guttenbergs rhetorische
Schadensbegrenzung Wieser, Andreas
Narration als identitätsstiftende rhetorische Strategie
Zinsmaier, Thomas
Stilbruch – rhetorisch
Zohner, Dominikus
Rhetorik in der Gerichtsverhandlung
– vom sachlichen Stil zum emotionalen Ausdruck |
Vorträge Satür 2011 – Seite 4
Vorträge Satür 2011 – Seite 3
»Der Stil überzeugt!« Die Überzeugungskraft
persönlichen Stils am Beispiel der Rede Helmut Kohls vor der Ruine der Dresdner Frauenkirche im Jahr 1989 und der Rede des Marquis von Posa in Schillers Don Carlos. Stilistische Linguistik stellt sich in der Rhetorik vor allem immer dann als lohnenswertes Forschungsgebiet dar, wenn ein persönlicher Stil einen Kommunikationsakt beeinflusst und zur Überzeugung des Rezipienten entscheidend beiträgt. Die Ergebnisse, die hierzu aus Fallstudien gewonnen werden können, geben wertvolle Hinweise auf Ästhetik
und Verwendung von persönlichem Redestil in Zusammenhang mit konkreten Redesituationen. Die analysierten Reden ermöglichen somit einen Rückschluss auf Formen, Beschaffenheit und Einfluss von Stil als ein Überzeugung ermöglichendes oder Überzeugung maximierendes Wirkungselement von Rede. Ein Problem persönlichen Stils ist die Gradwanderung zwischen Authentizität, Ehrlichkeit und emphatischer
Individualität auf der einen und unfreiwilliger Komik, Schwulst oder gar dilettantischer Peinlichkeit auf der anderen Seite, die natürlich auch durch die Darstellung durch die Medien beeinflusst werden kann. Als ein wichtiges Indiz zur angemessenen Bewertung kann hier die unmittelbare Reaktion des Publikums gelten, die die Überzeugungskraft einer Rede und eines bestimmten Stils reflektiert und kommentiert. In den beiden vorgestellten Reden, jener Helmut Kohls vor Ruine der Dresdner Frauenkirche aus dem Jahr 1989 und jener des Marquis von Posa aus Schillers Don Carlos, lassen sich persönliche Stilarten der Redner sehr genau bestimmen, die einzelnen Elemente destillieren und der Stil als überzeugendes Element der Reden beobachten. Die beiden Reden können zudem aufzeigen, dass der persönliche Stil durchaus Risiken zur Fehlwirkung birgt, aber in Kombination mit einem bestimmten aptum das Erreichen eines bestimmten telos durchaus überhaupt erst möglich machen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen lassen sich darüber hinaus typische Bestandteile persönlichen Stils definieren, die als grundsätzliche Elemente einer wirksamen Rede zu betrachten sind und exemplarische Strategien für konkrete Kommunikationsanlässe bieten. Die präsentierten Ergebnisse sind ein Ausschnitt aus meiner Dissertation »Wie Reden gelingen oder misslingen können. Strategien politischer Eloquenz in Literatur und Alltag.« Die Dissertation entstand am Fachbereich für
Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Bern (Schweiz) und wurde von Herrn Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Ernest W. B. Hess- Lüttich betreut. Sie wird derzeit für die Publikation vorbereitet und wurde im September 2010 mit magna cum laude ausgezeichnet. Eine Frage des Stils? Erfolgsbedingungen
politischer Rede in der Mediendemokratie Die massenmediale Beobachtung von Politik hat die Rezeptionsbedingungen politischer Rede radikal verändert, in der Folge haben Politiker, Redenschreier, Kommunikationsberater den Stil politischer Reden angepasst. Zitierfähige sound bites sind an die Stelle differenzierter Argumentation und komplex strukturierter Reden getreten. Auf der Handlungsebene zählen eingängige symbolische Gesten, die brauchbares Material für die Medien liefern. Selbst die
Wahl der Themen und Botschaften folgt inzwischen oft |
weniger politischen Anforderungen als rein strategischen Überlegungen. Was aber zeichnet symbolische Gesten und sound bites aus, die politisch erfolgreich sind? Wird der Stil des Redners wichtiger als der politische Gehalt seiner Handlungen? Solche und ähnliche Fragen sollen im Vortrag an Hand von Beispielen erörtert werden. Die Wirkungsmacht vokaler Sprechstile
Unter Bezugnahme auf neurobiologische und
wahrnehmungspsychologische Grundlagen soll die rhetorische Wirkungsmacht vokaler Sprechstile veranschaulicht werden. 1. Wie lassen sich vokale Sprechstile erfassen,
wie entstehen sie und wie lassen sie sich verändern? 2. Welche Wirkung erzielen verschiedene
sprechstildefinierende prosodische Parameter beim Hörer? 3. Existieren vokale rhetorische Figuren?
Diesen Fragen soll in einem interdisziplinären Streifzugnachgegangen werden, in dem Theorie und Praxis der vokalen Rhetorik ineinander greifen.
Sprache in Verhandlungen:
Stil und Logos als Funktion von Verhandlungsstrategien Die dyadische Verhandlungsstruktur unterscheidet sich von der Situation von Reden vor Gericht oder in Gremien und prägt Sprache und Stil. Verhandlungsaufbau, Dramaturgie und strategische Optionen in Form von Zielvorstellungen sind relevant. Der Entscheidungsfindung dienen pragmatische und
materiel- und machtgestützte vertrauensbildende gegenseitige Andeutungen, Hinweise, Moves oder sonstige Angebote, die in Form von „trial and error“ gemeinsam erkundet, erstritten und erarbeitet werden. Subjektive Glaubwürdigkeit verdrängt normative Geltungsansprüche als Entscheidungsgrund. Stillschweigende Verabredungen vermeiden störende Diskussion. Rhetorik dient weniger der Entscheidung als ihrem Verkauf. Die Irrelevanz der sprachlichen Funktion als Entscheidungsmedium gleicht der Ästhetisierung von Botschaft in den visuellen Medien. „Produktdesign“ – Werberhetorische
Funktionen der Warenästhetik Produktdesign ist im wettbewerbsgeprägten Werben um Kunden moderner Marktwirtschaften unerlässlich. Da in sämtlichen Produktsparten durch automatisierte
Herstellung, gesetzliche Regulierung und betriebswirtschaftliche Konkurrenz qualitativ und funktional vergleichbare Waren von verschiedenen Herstellern auf den Markt gebracht werden, vollzieht sich eine Abkehr der Kaufentscheidung vom Funktionalen zum Ästhetischen. Kaufentscheidungen werden, dem Zwang einen bestimmten Anbieter wählen zu müssen entledigt, zu Geschmacksfragen und somit zur Frage erfolgreicher Produktwerbung. Aus rhetoriktheoretischer Perspektive ergibt sich damit die Aufgabe, festzustellen, welche Funktion Produktdesign – die ästhetisch-stilistische Verarbeitung von Waren – im erfolgsorientierten Kommunikationsprozess zwischen Unternehmen und Kunden einnimmt. Auf Oratorebene ergibt sich zum einen die Funktion, dem Unternehmen durch einen einheitlichen Produktstil eine individuelle Corporate Identity zuzuweisen, zum anderen das Produkt durch ästhetische Codierung auf bestimmte Konsumentengruppen zuzuschneiden. Auf Text-und Medialebene ist zwischen intrinsischer und extrinsischer Funktion zu unterscheiden. Die intrinsische Funktion betrifft die Herstellung des Produkts selbst, also die Verknüpfung von funktionalen Eigenschaften und der ästhetisch-stilistischen Struktur des Produktdesigns. Hier hebt die Texturierung bestimmte Eigenschaften des Produkts hervor. Ebenso kann der ästhetische Eigenwert des Produkts als zusätzliches Verkaufsargument inszeniert werden. Die extrinsische Funktion betrifft die Einbettung des Produktdesigns in Werbekampagnen. Die stilistisch erkennbare Zusammengehörigkeit von Produktreihen verleiht Kampagnen auch unter veränderten Produkteigenschaften Kohärenz. Ferner können Einzelprodukte hierdurch mit der individuellen Corporate Identity des Anbieters verknüpft und vom Adressaten der Reklame von Produkten anderer Hersteller zweifelsfrei unterschieden werden. Auf Persuasionsebene kann Produktdesign, dem Elaborationswahrscheinlichkeitsmodell (Petty/Cacioppo) folgend, die Funktion eines peripheren Signals einnehmen. Dieses beeinflusst die Bereitschaft zu einer möglichen Kaufentscheidung dahingehend, dass das kognitive Prozessieren von Kaufvorteilen und -nachteilen durch Herstellung eines Affekts angeregt, verstärkt und reaktualisiert werden kann. |
Vorträge Satür 2011 – Seite 2
KinderUni 2014
Rhetorik in der Schule!
Wir sagen ja immer, rhetorische Kenntnisse sollte bereits in der Schule erworbe werden – und so war es ja auch in den Zeiten, als Rhetorik zur (nicht nur universitären) Bildung selbstverständlich dazu gehörte. Quintilian etwa beginnt mit der rhetorischen Bildung bereits in der Vorschule und berücksichtigt sogar die Wahl der Amme.
Tatsächlich gehört zur Allgemeinen Hochschulreife auch die Fähigkeit, einen sachlich erarbeiteten Gegenstand einem interessierten, aber auch kritischen Publikum vorzustellen und zu diskutieren. Für die österreichische Matura ist dies ebenso zu leisten wie für Abitur in einigen deutschen Bundesländern (z.B. in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg). An eine Präsentation schließt sich ein Prüfungsgespräch an, in dem der/ie SchülerIn eingehender befragt werden kann.
Sowohl für das Kolloquium als auch für die mündliche Prüfung ist rhetorische Kompetenz ein unbestreitbarer Vorteil, wenn es darum gehen soll, das eigene Wissen verständlich vorzutragen und auf Fragen angemessen und schlagfertig zu antworten.
Seit einigen Jahren suchen daher Schulen den Kontakt zu uns universitären Rhetorikern und wünschen sich professionelle Hilfe durch Impulsveranstaltungen, die zur Vertiefung oder Abwechslung des eigenen Unterrichts beitragen sollen. Wir waren daher in mehreren Schulen im Salzburger Umland, wo wir durchweg positive Erfahrungen machen konnten, nämlich im
Karlsgymnasium Bad Reichenhall
Akademisches Gymnasium Salzburg
Nach einem kurzen Vortrag zur rhetorischen Theorie, der die Vorkenntnisse in Erinnerung rufen und Verbindungen zur aktuellen Rhetorikwerkstatt herstellen soll, machen wir kleinere rhetorische Übungen zum freien Sprechen und enden mit einer Debatte zu einem vereinbarten Thema.
Wir haben uns daher entschlossen, im Kursprogramm auch einen Kurs zur rhetorische Lehre anzubieten, und so konnten bereits am 9. Juni 2016 in der Zaunergasse Lehramts- und RhetorikstudentInnen selbst eine Rhetorikveranstaltung planen und durchführen:
Aber auch in der KinderUni der Universität Salzburg waren wir im letzten Jahr beiteiligt und sind es heuer wieder.

ὁ βάζων ὀγδοήκοντα ἔτη γεγονὼς εἰς ἄπειρον ἀφανίζεται
– Bazon zum 80. Ein rhetorischer Gruß!
von Thomas Schirren
Reden ist nicht gleich reden. Das ist eine rhetorische Binsenweisheit und doch verdient der Jubilar, der in Berlin ein regelrechtes Phrontisterion unterhält und dieses verdolmetscht benennt, nämlich Denkerei, dass man dieser Einsicht gedenkt, gerade wenn die jetzt gerade unter Jubel und Reden aufgerichtete 8 bereits die Perspektive auf die liegende freigeben, also beherzt die Approximation ans Unendliche angegangen werden soll:
Die Wenigsten wissen ja, was βάξις beutet, das sich vom Verbum βάζειν ableitet. Die baxis ist die ‘Verkündigung’, etwa was die Pythia von sich gibt; das Verbum nur in hoher und höchster Dichtersprache geläufig. Ein attischer Rhetor ist dessen nicht fähig. Er spricht, aber er ‘verkündet’ nicht, er lässt auch nicht ‘verlauten’. Empedokles liebt das Wort, auch Sophokles, der entstehenden Rhetorik mit frommem Sinn ferner stehend.
Was Bazon uns zu sagen hat, formuliert er gerne mit großer Präzision und er wird um so präziser, je weiter die baxis über den üblichen Gesichtskreis der Menschen hinausweist.
Wie rhetorisch ist das eigentlich?, so fragt sich vielleicht mancher und manche. Zukünftiges hat die Beratungsrede im Blick, die Festrede die Gegenwart. In der Gegenwart die Zukunft bereits als Vergangenheit zu antizipieren (das gerichtliche Redegenus hat diese im Blick und fragt nach den Berechtigungen, nach Schuld und Sühne), das ist Sache des bazon, wenn er sich über das mutwillige Gelärme des geistigen Gezwerges hinwegsetzen muss, das natürlich immer zur Sache gehört – aber dem die Sache nicht gehören darf. Klar, alle dürfen mitreden, aber dann gäbe es nur ein großes Rauschen und Wogen. Diese Klangkulisse verlangt nach dem Heldentenor, der dem Ganzen erst eine Struktur und Artikulation geben kann.
Wer ihn einmal bei Auftritten erlebt hat, kennt auch die Sorge der Veranstalter, der bazon möchte die Parrhesie übertreiben, die Zügel schießen lassen, inhaltlich und umfänglich. Was für Sorgen! Man frage einmal Sokrates “… Eine kurze Frage nur, Sokrates: Sage mir, was ist Redefreiheit? – Da fragst Du mich gerade keine Kleinigkeit, sondern geradezu etwas von den großen und größten Dingen. Denn ist es nicht so, dass man groß über Großes reden soll, wie Gorgias sagt, und klein über Kleines? – Ja, gewiss, wie sollte es anders sein! – Sind die Athener nicht sehr geübt darin, auch lange Reden zu hören, im Theater oder in der Volksversammlung sitzend, weil sie wissen, dass die großen Dinge auch nur von den gewaltigen Redners angemessen bewältigt werden? Und so vergessen sie alles um sich herum, selbst Weib und Kind, und als ob sie ihre Ohren vermietet hätten, lauschen sie den Reden der gewaltigen Redner wohl über einen ganzen Tag, wenn es nötig ist. Dann aber stehen sie erfrischt auf, als ob sie göttliche Töne gehört hätten, die den Sinn nicht vernebeln, sondern im Gegenteil reinigen und zur Aufnahme des Höheren bereit machen. Also wenn du wissen willst, was Parrhesia ist, dann frage zunächst diese …”
Und wenn schon normaler Logos solche Aufmerksamkeit verdient, wie erst die βάξις τοῦ βάζοντος?
Wissenschaft als soziales Phänomen
Julia Siebert
Wissenschaft als soziales Phänomen
– eine rhetorische Analyse
Abstract
Die traditionelle Auffassung einer rein rationalen Wissenschaft offenbart immer wieder große Defizite und gerät schnell in Erklärungsnot, wenn zum Beispiel ein Nobelpreis für etwas vergeben wird, das über Jahre hinweg als irrationaler Unsinn abgetan wurde. Quasikristalle? Es gibt sie also doch.
Ereignisse wie diese stärken im Gegenzug der von Thomas S. Kuhn vertretenen wissenschaftstheoretischen Position den Rücken. Dieser betrachtet die Erkenntnisse und Entwicklungen in der Wissenschaft als ein Produkt der Gruppenstrukturen innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und präsentiert damit eine Theorie, die der Tatsache Rechnung trägt, dass jede Art von Wissenschaft immer von Menschen betrieben wird. Menschen, die nicht wie Maschinen funktionieren, sondern an vielschichtige psychische Faktoren gebunden sind. Statt logischer Beweise und rationaler Argumente stehen hier Dynamiken innerhalb der Gruppe, persönliches Interesse und strategisch taktierende Wissenschaftler mit festen Überzeugungen im Mittelpunkt. Kuhn entwirft ein sozial fundiertes Bild der Wissenschaftsentwicklung, das eine erstaunliche Nähe zur Rhetorik und ihren Prinzipien offenbart. Tatsächlich scheint die Rhetorik seine Theorie nicht nur zu untermauern und zu bestätigen, sondern sogar ein wissenschaftliches Fundament für diese relativistische Position zu liefern.
Aufgaben des Redners: docere, delectare, movere
Natura
Natura weiterlesen
Produktionsstadien
inventio
Das griechische Wort heuresis, lateinisch inventio oder deutsch Auffindung/Erfindung findet seinen Ursprung in der Antike und stand für das Finden von Stoffen in allen Teilen der Rede, als erstes der fünf Produktionsstadien der Rede. Heute wird der Begriff mit dem Eruieren evidenter Argumentationen gleichgesetzt. Diese Auffindung wahrer oder zumindest schlüssiger und wahrscheinlicher Beweisführungen bildet den ersten Teil der Aufgabenbereiche eines Redners. Es besteht eine enge Verbindung zum iudicium, da durch geeignete Suchformeln eine Vielzahl plausibler Argumente gefunden werden kann, aus der es gilt die inhaltlich signifikanten zu ermitteln. Ein System dieser Suchformeln, auch topoi oder loci genannt, findet sich zum ersten Mal bei Aristoteles in seiner Topik und Rhetorik. Es wurde später von den Römern übernommen und weiterentwickelt. Eine weitere mögliche Strategie stellt die Statuslehre des Hermagoras von Temnos dar. Hier können durch die Imagination und Klassifikation gewisser Streitfälle vor Gericht denkbare Begründungen ausgemacht werden. Kombiniert man die beiden Methoden, so werden für jeden Staus mittels Loci die adäquaten Argumente gefunden.
Produktionsstadien weiterlesen
Redegattungen (genera orationis)
Redegattungen (genera orationis) weiterlesen
Redeteile
prooemium
Der Begriff des prooemium leitet sich vom alt-griechischen Wort prooimion ab und stellt ursprünglich den Beginn nicht dramatischer antiker Dichtung dar. In der antiken Rhetorik wird das prooemium als Einleitung einer Rede bezeichnet. Der sophistischen Schulrhetorik folgend, liegt das Ziel hierbei bei der Vorbereitung der Hörer im Darlegen eines Anliegens, dem Bitten um Aufmerksamkeit und, wenn möglich, auch dem Erhaschen von Sympathie in der Zuhörerschaft.
Redeteile weiterlesen
Niveau der Textgestaltung
Demetrios
Im Gegensatz zu der in der Antike üblichen Dreistillehre kreierte ein gewisser, bis heute nicht identifizierter Demetrios im ersten Jahrhundert vor Christus ein System mit vier Charakteren: einem großartigen/erhabenen (charakter megaloprepes), einen schlichten/einfachen (charakter ischnos), einen eleganten/glatten (charakter glaphyros) und einen gewaltigen (charakter deinos).
Niveau der Textgestaltung weiterlesen

Walk of Modern Art 2014
Anthony Cragg – „Caldera“
G.J.
Wir haben unseren Walk of Modern Art durch die Salzburger Innenstadt beim 7. Kunstwerk des Projektes der Salzburg Foundation begonnen. Die 5 Meter hohe Bronze-Skulptur „Caldera“ des englischen Bildhauers Anthony Cragg wurde 2008 inmitten des kleinen Parks auf dem Makartplatz aufgestellt. Das Werk ist von innen begehbar und stellt einerseits eine Landschaft mit Vor- und Rücksprüngen dar, die sich ineinander wie tektonische Platten verschieben. Andererseits sieht man menschliche Gesichtszüge und erkennt mehrere Profile. Je nach Standort und Blickrichtung bietet sich dem Betrachter ein anderes Bild, man muss nur ein paar Meter zu Seite wechseln und schon hat man eine völlig andere Dimension vor sich. Genau diese zweiteilige Interpretationsmöglichkeit fasziniert mich. Walk of Modern Art 2014 weiterlesen